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Einmal angenommen, es gäbe da die eine oder andere berufliche oder private Beziehung, die immer belastender und destruktiver wird, weil man viel Engergie darauf verwendet, sich gegenseitig Vorwürfe zu machen. Nach jeder Auseinandersetzung leidet das Klima, es herrscht für längere Zeit Sendepause und der gegenseitige Ärger schwelt im Untergrund weiter. Kein Problem, Ihnen kann geholfen werden. Sie brauchen sich nur eine Zeit lang an die VW-Regel zu halten. Sie fragen sich, was das ist? Nehmen wir ein Beispiel: Eine Klientin, die ebenso berufstätig ist wie ihr Mann, schildert typische Vorwürfe, die die Beziehung zu ihrem Partner belasten: "Wissen Sie, ich kann es einfach nicht ertragen, wenn mein Mann am Freitag nach Hause kommt, nicht mal recht 'Hallo' sagt, die Zeitung nimmt, die er dann im ganzen Wohnzimmer verteilt, was er aber nicht merkt, weil er nach dem Lesen der Zeitung nämlich meist die Glotze anschaltet und dann erst mal für eineinhalb Stunden in irgendwelchen Nachrichtensendungen oder Sportschauen abtaucht, so als wäre ich nicht da. Ich komme am Freitag ja auch müde aus der Firma. Aber während er vor der Glotze hängt, muss ich den ganzen Haushalt machen, putzen, die Geschirrspülmaschine ausräumen usw. und darf dann noch froh sein, wenn ich nicht angepflaumt werde, weil ich so einen Lärm mache. Mir stinkt das sowieso, dass ich den ganzen Haushalt allein mache, während der Herr Gemahl die Füsse hochlegt. Und dann mache ich ihm natürlich deutliche Vorwürfe. Da fallen von meiner Seite schon mal heftige Worte, das geb ich ja zu, auch wenn ich weiß, dass diese Vorwürfe überhaupt ncihts bringen." Nun also die VW Regel. V steht für Vorwurf, W für Wunsch. Die VW Regel besagt, dass man jeden Vorwurf in einen Wunsch umformulieren sollte. Es dauerte eine Weile, bis die Frau für die Wünsche hinter ihren Vorwürfen die richtigen Worte gefunden hatte. Dann begann sie mit "Ich wünsche (mir), dass Du künftig im Haushalt auch einzelne Aufgaben übernimmst. Das Mindeste wäre für mich, dass Du künftig für das Ausräumen der Geschirrspülmaschine zuständig bist. Außerdem möchte ich Dich bitten, auch am Freitag nach dem Nachhausekommen mich zunächst einmal zu registrieren, indem Du mir freundlich 'Hallo' sagst, und mich wenigstens kurz umarmst. Mehr muss es ja nicht sein. Dann kannst Du von mir aus hinter der Zeitung und in der Sportschau verschwinden. Ich möchte Dich aber bitten, die Zeitung so zu lesen, dass sie hinterher zusammengelegt ist und ich sie mir in einer ähnlichen Form vom Tisch nehmen kann wie Du sie vom Postkasten holst. Und solltest Du etwas von meinen bescheidenen Wünschen einmal vergessen - das kann ja mal passieren - dann fände ich es in Ordnunhg, wenn Du das mit einem Blumenstrauss reparieren würdest. Ich würde mich aber auch unabhängig davon freuen, wenn Du mir einfach so mal wieder wie früher Blumen mitbringen würdest." Die Regel war für beide sehr einprägsam. Zur beider Belustigung entstand daraus zu Beginn vorübergehend ein neuer Vorwurf: "Du hast Dich nicht an die VW-Regel gehalten." Daraus wurde dann mit der Zeit: "Ich möchte, dass du mir künftig keine Vorwürfe mehr machst, sondern klar und deutlich Deine Wünsche äußerst, damit ich sie auch berücksichtigen kann." PS. Auch der Umgang mit Mitarbeitern lässt sich erheblich verbessern, wenn man statt Vorwürfen Wünsche äußert. Quelle: Manfred Prior: MiniMax-Interventionen, Carl-Auer Systeme Verlag, 2002, 95 Seiten, Euro 10,30 |
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