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Frau Dr. Königswieser, wie passiert bei Ihnen Evaluation? Wir machen am Beginn immer eine Systemdiagnose, in aller Regel mittels qualitativer Interviews. Und da ist unser Bestreben, diese Ergebnisse mit der Zielvereinbarung zu koppeln und die Ziele auch schriftlich festhalten. Meist so nach einem Jahr gibt es eine zweite Diagnose, im Idealfall mit denselben Menschen und Gruppen, mit einer Rückspiegelung der Ergebnisse und einem Dialog darüber, was haben wir erreicht, was haben wir nicht erreicht. Ich verstehe Evaluation im Sinn einer Prozessevaluation. Dabei verwenden wir sowohl Kennzahlen als auch Einschätzungen. Etwa indem man ein Spinnennetz mit verschiedenen Dimensionen aufträgt und schaut wo stehen wir jetzt z.B. bei 10% und wo wollen wir hin, beispielsweise 40%. Das ist durchaus hilfreich, aber trotzdem eine Scheinobjektivität, denn in diesen Prozessen, in denen es stark um das Lernen neuer Denkstrukturen geht, verändern sich im Lauf der Zeit ja auch die Ziele. Insofern ist der Dialog, das Gespräch darüber und die Bewusstseinsbildung das viel Entscheidendere. Ziele wie den Umgang mit Unsicherheit zu lernen, eine höhere Flexibilität oder unternehmerischeres Verhalten, das in Kennzahlen auszudrücken ist nicht einfach. Auf einer Metaebene kann man es trotzdem gut sagen. Systemdiagnose heißt... Hypothesengeleitet werden qualitative Interviews geführt, auf jeden Fall mit Gruppen, weil hier auch die Interaktionen beobachtet und interpretiert werden können. Dann werden die Interviews nach einer bestimmten Methode textanalytisch ausgewertet. Das sind narrative Interviews, wo möglichst nichts vorgegeben wird. Danach wird herausinterpretiert, was zwischen den Zeilen gesagt wird, wodurch die Dynamik des Systems erfasst werden kann. Das wird dann zurückgespiegelt und mit dem Auftraggeber besprochen und festgelegt, was diese Diagnose jetzt für das Projekt, die Zielsetzung und die Vorgansweise heißt? Wie viel Prozent aller Change-Projekte werden Ihrer Einschätzung nach evaluiert? Die Frage ist, was meint man mit Evaluation. Ist jedes Gespräch darüber, ob das Projekt gut gelaufen ist oder nicht schon Evaluation? Nach meinem Verständnis spreche ich nur davon, wenn Evaluation ein bewusst eingeplanter Bestandteil des Prozesses ist. Wenn ich das zugrunde lege, schätze ich, dass nicht einmal zwanzig Prozent der Veränderungsprozesse evaluiert werden. Es gibt noch einen Grund, warum ich mich immer bemühe, Evaluation mit hineinzubringen. Gerade wenn ein Veränderungsprozess über eine gewisse Zeitspanne geht, werden die Veränderungen, Verbesserungen, Zielerreichungen schnell selbstverständlich. Man bekommt leicht den Eindruck, dass das immer schon so war. Wenn man den Menschen dann anhand der damaligen Zielsetzungen bewusst machen kann, wo sie gestartet sind und wo sie heute schon stehen, wird der Erfolg transparent. Man evaluiert nach einem Jahr, was hat sich verändert? Was dann? Im Idealfall macht man das nicht nur nach einem Jahr, sondern auch zwischendurch. Man setzt sich zusammen in der Steuerungsgruppe, wie lauft es? Man setzt sich mit den Auftraggebern zusammen, bespricht das und steuert nach. Daher sage ich auch, es ist eine Prozessevaluation, es ist nicht einmal mit einem Fragebogen getan, sondern hier geht es um einen ständigen Selbststeuerungsprozess mit Feedback. Das ist das A und O. Frau Dr. Königswieser, vielen Dank für das Gespräch. 02.2003 ![]() |
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