Ergebnisse der Unternehmenskrisenforschung

In einer vielbeachteten US-Studie untersuchte Donald Bibeault Faktoren, die zum Konkurs von Unternehmen führten.

Bibeault (1) fand in einer umfassenden Untersuchung von gescheiterten Unternehmen heraus, dass der entscheidende Faktor für das Scheitern eines Unternehmens ein sehr zentralistisches und autokratisches Management ist. Ein solches Management ist zu weit von den Problemen und Schwierigkeiten der Geschäftsprozesse entfernt („abgehoben“), die Top-Führungskräfte der ersten Ebene sind nicht in den Managementprozess integriert sind (in 40% der untersuchten Fälle). Ein weiterer Scheiter-Faktor ist das Fehlen adäquater Controlling-Systeme (37%), gefolgt von zu hohen Produktionskosten (25%) und Problemen im Management-Entscheidungsprozess (15%). Die Studie von Bibault weist insgesamt darauf hin dass, wenn das Management über inadäquate oder inakkurate Informationen verfügt, Krisensignale erst zu spät zur Kenntnis genommen werden. Diese Verspätung ist kriseneskalierend.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch Jürgen Hauschild (2), der in einer Untersuchung von 142 insolventen Unternehmen in Deutschland als Hauptursache mangelnde Managementqualifikationen (bei ca. 60% der Insolvenzen) diagnostizierte. Externe Faktoren wie Konjunktureinflüsse und Marktveränderungen machen bereits einen deutlich geringeren Einfluss aus (36%). In den meisten Fällen ist allerdings nicht ein Faktor ausschlaggebend, sondern es kommt zu einer Verzahnung interner und externer Faktoren, wie sie sich in vier besonders typischen krisenanfälligen Konstellationen finden:

"Unternehmen mit massiven Absatzproblemen", in denen sich externe Konjunktureinflüsse und Markteinbrüche mit dem Unvermögen des Managements paaren, den Einbruch abzuschotten und Alternativen zu entwickeln.

"abhängige Unternehmen", die eine sehr starke Bindungen zu einem Lieferanten oder Abnehmer eingegangen sind, was bei einem Ausfall oder einer Umorientierung des Partners zu einer deftigen Unternehmenskrise führt.

"konservative, zentralisierte Unternehmensführung", in der an der Spitze genau gewusst wird was das gesamte Unternehmen braucht. Selbstüberschätzung und Fehleinschätzungen des Managements führen hier in die Krise (ähnlich dem "abgehobenen" Management bei Bibeault).

"Unternehmen mit unkorrekten Mitarbeitern", in denen Verhalten von Mitarbeitern wie Kompetenzüberschreitungen, geschäftsschädigendes Verhalten, Betrug etc. auftreten. Ein Beispiel dafür ist etwa der Fall des US Energieversorgers ENRON. Leitende Mitarbeiter dieses Unternehmens haben gemeinsam mit Beratern von Andersen Consulting Akten zunächst vorenthalten und dann vernichtet, die das Finanzdesaster von ENRON deutlich gemacht hätten. Die Konsequenz: ENRON ist zahlungsunfähig und führt viele Gläubiger mit in den Abgrund. Anderson Consulting ist schwer angeschlagen und viele Unternehmen ziehen ihre Beratungsaufträge zurück.

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