Das ist nicht mein Gebiet

Spezialisierung ist wichtig und notwendig, kann Ihnen aber manchmal enorm im Wege stehen.

Die Technikerin in einem Sonnenenergielabor hat ein Problem. Ihr Forschungslabor experimentiert mit dem Solarzellenmaterial Galliumarsenid, das ihr Schwierigkeiten beim Schneiden feiner Scheiben in der Zellproduktion bereitet. Ihre Aufgabe ist, mit einem hochtourigen Mikrotom Präzisionsschnitte in das Material zu machen. Aber jedes Mal, wenn sie das Material schneidet, bricht es. Sie versucht, die Stellung der Säge zu ändern. Das Material zerbirst weiterhin. Sie ist frustriert.

Daheim, am Wochenende, sieht sie ihrem Mann in seiner Werkstatt zu, wie er Schränke macht. Sie stellt fest, dass er die Schneidegeschwindigkeit der Säge herabsetzt (statt erhöht), wenn er Präzisionsschnitte in bestimmte Holzarten machen will. Da kommt ihr eine Idee: Warum nicht die gleiche Methode auf das Galliumarsenid anwenden? Sie tut´s und es klappt.

Was die Frau tat, bildet einen wichtigen Teil des kreativen Denkens. Sie erkannte die Grundidee einer Situation und wandte sie auf eine andere an. Der Vorteil der Übertragung der auf einem Gebiet gewonnenen Erkenntnis auf ein anderes scheint offensichtlich. Warum geschieht das nicht öfter? Die Antwort lautet: Spezialisierung. So wichtig und notwendig sie auch sein mag, sie ist auch gefährlich, weil sie zu der Haltung verleiten kann: Das ist nicht mein Gebiet! Die Folge ist, dass man aufhört, sich in anderen Gebieten nach Ideen umzuschauen. Dann heißt es vorschnell: "Das ist ein technisches Problem" oder "Das ist ein Marketingproblem" etc.

Abschauen und Übertragen

Jede Industrie, Disziplin, Abteilung oder Einrichtung hat ihre eigene Methode, mit Problemen umzugehen, ihre eigenen Metaphern, Modelle und Verfahrensweisen. Doch häufig kommen die besten Ideen, wenn wir die Grenzen der eigenen Disziplin überschreiten und uns auf fremdem Gebiet nach neuen Ideen und Fragen umsehen. Dem Physiker Peter Borden zufolge ereignen sich die meisten Fortschritte in der Wissenschaft, wenn ein Mensch gezwungen wird, sein Tätigkeitsfeld zu wechseln.

Man kann dies auch bewusst tun und "kurz" sein Tätigkeitsfeld wechseln, wenn man jemanden zum Mittagessen einlädt. Nehmen wir einmal an, folgende Paare gingen gemeinsam Mittagessen. Was könnten sie voneinander lernen?

     

  • Ein Busfahrer und ein Komiker.
  • Ein Automechaniker und ein Politiker
  • Eine Krankenschwester auf einer Krebsstation und ein Jazztrommler
  • Ein Polizist und ein Bibliothekar
  • Ein Choreograph und ein Buchhalter etc.

"Jedermann kann sich nach Mode in einer Boutique umschauen oder sich über Geschichte in einem Museum informieren. Der Kreativ sucht nach Geschichte beim Eisenwarenhändler und nach Mode auf einem Flughafen."
Robert Wieder, Journalist

Es ist eine Sache, Ideen gegenüber aufgeschlossen zu sein und eine ganz andere, aktiv nach ihnen zu suchen. Thomas Edison gab seinen Kollegen den folgenden Rat: "Lesen Sie Wert darauf, nach neuen interessanten Ideen Ausschaue zu halten, die andere erfolgreich benutzt haben. Ihre Idee muss nur einzigartig in ihrer Anwendung auf das Problem sein, mit dem Sie gerade beschäftigt sind."

Fragen Sie daher sich und Ihre Mitarbeiter:

     

  • Wo jagen wir nach Ideen?
  • Welche Menschen, Orte, Tätigkeiten und Situationen benutzen wir, um unser Denken zu stimulieren?
  • Wo gibt es artfremde Gebiete, in denen wir nach Anleihen suchen könnten?

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