Förderliche Einstellungen in Konfliktsituationen

Worauf Sie aufpassen müssen, wenn Sie einen Konflikt moderieren wollen.

1. Machen Sie sich die auftretenden Phänomene (=Wahrnehmungsveränderungen) in Konflikten bewusst: Der andere steckt genauso im Strudel des Konfliktes und handelt nicht nur kalkuliert und mit voller Absicht. (Wie wir es nur zu gerne unterstellen!)

Link: Veränderte Wahrnehmungen im Zuge von Konflikten

2. Nehmen durch die Vorwegnahme möglicher Befürchtungen Druck heraus: Es ist hilfreich, dem Gespräch voranzustellen, welche Absichten Sie in diesem Gespräch verfolgen wollen, etwa in folgender Art:

"Es geht mir nicht darum, die Situation zu dramatisieren, Druck auszuüben, Angst zu machen oder einen Schuldigen zu suchen, ich möchte vielmehr....."

3. Betonen Sie die Berechtigung unterschiedlicher Wahrnehmungen und Positionen: Die Konfliktereignisse werden immer subjektiv wahrgenommen und interpretiert. Wenn es zwischen den Parteien zu einem Gespräch über kritische Vorfälle kommt, dann sollten sie sich ihrer Subjektivität als der natürlichsten Sache der Welt bewusst sein. Achten Sie bei jeder Darstellung darauf, das auch in der Formulierung zum Ausdruck zu bringen, wie z.B.:

     

  • "Für mich ist es so gewesen, aber für Sie möglicherweise ganz anders ..."
  • "So wie ich die Dinge in dieser Situation wahrgenommen habe, geschah folgendes..."
  • "In meiner Erinnerung verlief das Ganze so..., wie haben denn Sie das in Erinnerung?"
  • Ich hatte den Eindruck, dass..."
  • "Ich hatte das Gefühl, dass..."

Greifen Sie korrigierend ein, wenn eine Seite in den Ton verfällt: "So war es doch gar nicht, machen Sie mir bloß nichts vor..." oder "In Wahrheit ist doch folgendes passiert..." Weisen Sie auf die standort- und standpunktbestimmte Sicht jeder Person hin, wie z.B: "Verstehe ich Sie richtig, dass Sie die Situation ganz anders wahrgenommen haben?"

4. Fördern Sie "ICH-Botschaften" statt IST-Botschaften:
Beim Wahrnehmen der ersten Anzeichen eines Konfliktes empfiehlt es sich, über die wahrgenommenen Reibungen und Spannungen mit dem Gegenüber zu sprechen. Die Form der ICH-Botschaft vermeidet Angriffe, Beschuldigungen, Bewertungen und Appelle. Sie fordern nichts, sondern lassen Ihr Gegenüber nur wissen, was Sie bewegt und was Ihnen Sorge macht. Sie laden Ihre Partner höchstens Ihrerseits zu einer Ich-Botschaft ein ("Wie ist es Ihnen dabei ergangen?")

IST-Boschaften ("Es ist so, wie ich es sage") sind Behauptungen, die zur alleinigen Wahrheit erklärt und dann mit Händen und Füssen verteidigt werden. Ich-Botschaften bewirken hingegen im allgemeinen Interesse und ein gegenseitiges Sich-Öffnen. Denn sie greifen nicht in die Freiheit und Autonomie des Anderen ein. Wenn Sie völlig vorwurfsfrei Ihre Sorgen aussprechen, dann kann es zu einem Mitteilen und Teilen der Sorgen kommen. Sie müssen nur darauf achten, dass Sie Ihr Gegenüber nicht zu Ihrer Sicht überreden wollen!

5. Regen Sie an, auszusprechen, was keinesfalls gewollt wird ("non-values"). Gemeint ist, dass ein bestimmter Gang der Dinge für mich unerwünscht ist und keinen Wert hat und dass ich deshalb bemüht bin, es nicht so weit kommen zu lassen. Mit diesem Aussprechen meiner "Un-Werte" gebe ich der Gegenpartei zu verstehen, dass ich mir selbst Grenzen stecken will, weil es mir nicht einerlei ist, wohin der Konflikt mit uns abdriftet. 

     

  • Ich zeige damit generell, dass ich Schadenswirkungen begrenzen will.
  • Ich spreche mögliche Wirkungen an, die mir mein Gegner vielleicht durchaus als gewollt unterstellt hätte - und so entkräfte ich eventuelle Vorurteile/Ängste.
  • Ich zeige, dass ich mich für mein Tun und Unterlassen selbst verantwortlich fühle, dass ich in der zwanghaften Verkettung von Aktion und Reaktion auf Aktionen verzichten will.
  • Ich spreche nicht Schuldfragen an.
  • Und schließlich lädt meine Aussage meine Gegenpartei dazu ein, vielleicht auch selbst irgendwie anzudeuten, dass sie mit dem bisherigen Gang der Dinge nicht zufrieden sei.
  • z.B.: "Ich möchte nicht, dass wir den Konflikt so weit treiben, dass wir....." "Das Schlimmste wäre für mich, wenn ich durch diesen Konflikt ..." "Ich möchte möglichst vermeiden, dass durch mein Handeln...."

Quelle: Mit freundlicher Genehmigung von Albert Holzer

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