Wahrnehmungsveränderungen bei Konflikten

Welche Veränderungen bewirken Konflikte in der Wahrnehmung und im Verhalten der Konfliktpartnern?

In Konflikten wird die Wahrnehmungsfähigkeit der Beteiligten umso beeinträchtigter, je stärker der Konflikt wird. Die unterschiedlichen Bilder und Standpunkte der am Konflikt beteiligten Personen führen zu Aggressionen, diese vergrößern die Wahrnehmungsunterschiede, verstärken den Ärger und sind der Antrieb zu weiteren Angriffen.

     

  • Die Aufmerksamkeit wird selektiv, d. h. manche Dinge werden schärfer und andere gar nicht mehr gesehen. Es dominieren Generalisierungen. ("Der hat noch nie etwas richtig gemacht, seit er hier ist")
  • Bedrohliches wird deutlicher gesehen - anderes wird übersehen.
  • Ärgerliche und störende Eigenschaften des Gegners fallen auf, gute Eigenschaften dagegen werden übersehen oder bagatellisiert. ("Was soll an dem Idioten schon liebenswert sein?")
  • Es kommt zu einer Beeinträchtigung der Zeitwahrnehmung (sogenannte "kognitive Kurzsichtigkeit"), wodurch die mittel- und langfristigen Folgen des eigenen Tuns immer mehr aus dem Bewusstsein schwinden.
  • Ereignisse werden verzerrt und oft verdreht wahrgenommen, so dass es im Erinnern zu einer Umkehrung der chronologischen Reihenfolge kommen kann
  • Vielseitige und komplexe Dinge oder Situationen werden nur noch simplifiziert wahrgenommen.
  • Es wird nur noch das gesehen, was der eigenen Meinung und dem eingeschliffenen Denkmuster entspricht, d. h. bestehende Vorurteile scheinen bestätigt zu werden und verfestigen sich.
  • Im Denken der Menschen treten Verallgemeinerungen und Pauschalierungen auf. Es entstehen Schwarz-Weiß-Bilder sowie polarisierte Begriffe und Vorstellungen.
  • Das Einfühlungsvermögen in den anderen kommt immer mehr abhanden. Anfänglich nimmt die Empfindlichkeit zu, später wird ein Panzer der Unempfindlichkeit angelegt.
  • Die möglichen Handlungsalternativen engen sich ein, das Denken wird absolut und radikal.

 Konflikte machen uns einerseits überempfindlich für die "Schattenaspekte" unseres Gegners und andererseits unempfänglich für Hinweise auf unsere eigenen Schattenseiten (das Bild, das ich mir von mir selbst aufgebaut habe, kämpft gegen das Bild, das ich mir von meinem Feind gemacht habe). Z.B.:
"Diese Information hat mir Herr F. nur unterschlagen, damit ich dann vor allen anderen blöd dastehe, aber der schätzt mich falsch ein, ich weiß mich zu wehren!"
"Der glaubt doch wirklich, ich falle auf sein freundliches Getue rein, nur damit ich Ihm ........, aber jetzt erst recht nicht!"
"Der hat mir ja nur Blumen zum Geburtstag geschickt, damit er vor den anderen als Gönner und Guter dasteht, aber die werde ich schon aufklären über Ihn."

Quelle: mit freundlicher Genehmigung von Albert Holzer

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