Emotional Selfcoaching

Ein Reflexionsleitfaden für Führungskräfte.

Die unter Change and Emotions beschriebene Untersuchung war darauf angelegt, den LeserInnen (insbesondere Führungskräften) Hilfs- und Denkwerkzeuge für das Verständnis von Emotionen im organisationalen Kontext anzubieten. Dazu wurde u.a. ein Modell zum "emotionalen Selfcoaching" entwickelt. Dieses Modell ist ein Selbstfragebogen für Führungskräfte, der sich auch in der Praxis als Personalentwicklungsinstrument bewährt hat, z.B. vor Beginn eines Führungstrainings oder nach einem Arbeitsgespräch als Selbsteinschätzungsmöglichkeit. Die konkrete Anwendung des Modells wird nunmehr vorgestellt:

Die Erweiterung der eigenen Potenziale ist die Erweiterung der Möglichkeiten, die durch die eigene Persönlichkeit vorherbestimmt sind. Da sich Wesenszüge der Persönlichkeit über Verhalten offenbaren, können Veränderungen im Persönlichkeitsbereich über Verhaltensbeobachtung festgestellt werden. „Emotionales Selfcoaching“ ermöglicht das Arbeiten an der eigenen Person durch Reflexion des eigenen, in bestimmten Situationen unseres Berufs- und Privatlebens gezeigten Verhaltens. Das in Abbildung 2 veranschaulichte Modell ist wie folgt anzuwenden: Nach einer Arbeitsituation 1 (AS1, z.B. ein Mitarbeitergespräch, eine Veränderungssituation etc.) reflektiert die Führungskraft anhand von Leitfragen (Beispiele siehe weiter unten) diese Situation. Die Führungskraft erkennt Abweichungen vom idealtypischen Verhalten (Soll/Ist Differenz) und nimmt sich für die nächste, vergleichbare Arbeitssituation (AS2) Vorsätze vor.

Abb.2: Emotionales Selfcoaching (i.A. an Scherler, eigene Erweiterung)

Als Hilfestellung für diesen Lernprozess wurden Reflexionsfragen für Führungskräfte entwickelt. Ein Ausschnitt zur Veranschaulichung:

1.) Wenn ich mir eine konkrete Arbeitssituation (z.B. Mitarbeitergespräch, Projektsitzung, Gespräch mit Vorgesetzten, Veränderungssituation) in Erinnerung rufe…

     

  • welche Emotionen löste diese Arbeitssituation bei mir aus?
  • Welche positiven und negativen Emotionen?
    z.B. Freude, Begeisterung, Angst, Aggression
  • konnte ich Inhaltliches von persönlichen Stimmungslagen in einem Gespräch unterscheiden?
    - Habe ich auch über Emotionen gesprochen?
    - Könnte ich Emotionen beschreiben, die mein Gesprächspartner während unseres Gesprächs nicht offen gezeigt hat?
    - Habe ich mir im Gespräch die Frage gestellt, wie es mir in der Situation meines Gesprächspartners ginge?
    - Habe ich durch Verständnis zu Offenheit ermuntert?
  • Welche Ursachen und Auslöser von Emotionen konnte ich wahrnehmen? (z.B. Personen, Team, Konflikte etc.)
    - Was könnte der strukturelle, organisationale Anteil dieser Auslöser gewesen sein?
  • Welche Auswirkungen hatten diese Emotionen auf mein Verhalten? (z.B. Aktivität/Passivität, Engagement/Rückzug)
2.) Für die nächste Gelegenheit nehme ich mir daher vor:

…......

3.) Wo erkenne ich Fortschritte? Was werde ich das nächste Mal noch berücksichtigen?

….....

Der Lernerfolg des emotionalen Selfcoachings liegt:

     

  • im wiederholten Erkennen von Abweichungen zu einem idealtypischen Verhalten,
  • im Vorsatz, es das nächste Mal anders (besser) zu machen,
  • Verbesserungen – auch geringfügige – wahrzunehmen und
  • diese Lernerfolge Schritt für Schritt auszubauen
  • Ergebnisse mit einem Lernpartner zu besprechen und auszutauschen

Autor: Mag. Dr. Stefan Teufl, arbeitet im Bereich Human Resources Strategy einer Bank, 09.2005

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Dr. Stefan Teufl