Ergänzende Konstrukte zur Messung von Einstellungen und Verhalten stärken die Argumentationsbasis für den Zusammenhang zwischen Unternehmenswerten und Erfolg.
Wie erklärt sich Erfolg?
Eine Erklärung für den Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens ist nicht nur in den äußeren Rahmenbedingungen von Wirtschaft, Markt oder Politik zu finden, sondern vor allem im Kern des Unternehmens, beim "Spirit", der die Menschen antreibt, motiviert, erfolgreich macht - oder eben nicht. Jede erfolgreiche Leistung, jedes Produkt braucht die Identität der handelnden Menschen und die Entfaltung derer Energien. Wie gut oder wie schlecht dies gelingt, ist die Ursache für Wachstum, Rendite, Marktmacht - Erfolg oder Misserfolg.
Wertemanagement folgt der Erkenntnis, dass die Bedingungen, unter denen Menschen wirken, entscheidende Auswirkung auf den Erfolg des Unternehmens haben. Werte und Verhalten von Unternehmen korrelieren mit betriebswirtschaftlichem Erfolg.
Die Werteprofile in Unternehmen
Eine klare Vision ist gelebte Kultur in Unternehmen.
In sieben von zehn Unternehmen wissen die Mitarbeiter, was das Unternehmen erreichen will und identifizieren sich in hohem Maße mit den Zielen und Werten. Die Leistungskultur der Unternehmen ermöglicht es, schwierige und komplexe Aufgaben anzupacken, die überwiegend als Perspektive und Herausforderung erlebt werden.
Weit verbreitete Kultur: Viel arbeiten
Zur ausgeprägten und weit verbreiteten Unternehmenskultur im mittleren Management deutscher Unternehmen gehört vor allem: Viel arbeiten. Die Mitarbeiter wollen zum Erfolg des eigenen Unternehmens beitragen. In neun von zehn Unternehmen sind Mitarbeiter und Führungskräfte bereit, sehr viel für den Erfolg zu tun, auch mehr als nötig. In sieben von zehn Unternehmen fühlen sich die Mitarbeiter zu Höchstleistungen angespornt. Dieser Ansporn und extrem hohe Einsatz wird jedoch im überwiegenden Teil – ebenfalls in neun von zehn Unternehmen – nicht aus eigener Motivation, sondern aus Verantwortungs- und Pflichtgefühl erbracht. Eine disziplinierte Kultur ist weit verbreitet. Zufrieden sind die Mitarbeiter mit ihrem hohen Einsatz dabei ganz und gar nicht. Nur in vier von 100 Fällen wird Zufriedenheit und eigene Motivation wirklich voll und ganz erlebt. Eine relativ gute Motivation und Zufriedenheit herrscht nur in 40 von 100 Fällen.
Multikulti versus Macht
Die Wertekulturen in den Unternehmen sind nicht nur durch sog. "Harte Werte" geprägt. Toleranz, z. B. im Sinne eines multikulturellen Miteinanders, Verständnis und Rücksicht für Mitarbeiter in besonderen Situationen wird überwiegend gelebt. Den Arbeitsalltag prägt jedoch eher eine Kultur der Macht. Zwar findet eine Zusammenarbeit über Hierarchie-Ebenen statt, doch letztlich werden Entscheidungen vornehmlich "von oben" getroffen, also in den meisten Fällen von den Personen, die in Macht-Positionen sind. Geringer ausgeprägt ist die Kultur der Einigung und des Kompromisses, wirkliche partizipative Modelle sind nur in einem bis zwei von zehn Unternehmen zu finden.
Zu wenig Lob für den Einzelnen
"Führen" hat in sieben von zehn Unternehmen vor allem mit Ziele setzen, Messen und Kontrollieren der Ergebnisse zu tun. Weniger klar sind jedoch die Rahmenbedingungen für die Erfüllung von Aufgaben geregelt. Bei der Bewertung der Arbeitsergebnisse steht vor allem die Leistung des Einzelnen im Vordergrund. Eine Kultur der Anerkennung von Leistung ist deutlich geringer ausgeprägt als die der Leistungsanforderung. Bei fünf von zehn Unternehmen findet die Anerkennung zumindest über eine faire Honorierung statt, dahinter bleibt das preisgünstigere "Lob" für die Einzelleistung zurück.
Mit Werten führen
Die Untersuchung hat unterschiedlich starke Ausprägungen von Wertekulturen in Unternehmen ermittelt. Es gibt branchenspezifische Unterschiede aber auch Unterschiede, die mit der Unternehmensgröße korrelieren: Kleine und mittelständische Unternehmen leben tendenziell stärker in Wertekulturen als Großunternehmen. Wenngleich es auch Ausnahmen gibt, z. B. bei einem untersuchten Großunternehmen mit sehr stark ausgeprägter Wertekultur. Das Identifikationspotenzial und die Ausprägung der Werte eines Unternehmens sind bei Mitarbeitern mit Führungsverantwortung deutlich stärker ausgeprägt als bei den Mitarbeitern ohne Führungsverantwortung. Und: Je mehr Führungsverantwortung, desto stärker wird die Wertekultur des Unternehmens gelebt.
Was in den Werten steckt
Für die Folgerung aus den Ergebnissen ist es von großer Bedeutung, welche der ermittelten Werte positiv oder negativ auf den Erfolg des Unternehmens wirken. Mit welcher Wirkung ein bestimmter Wert Einfluss auf den Erfolg des Unternehmens nehmen kann, hängt nicht nur vom Einzelwert, sondern auch vom Zusammenspiel mit anderen Werten ab.
"Harte Werte" allein führen nicht zu "Hartem Erfolg"
Die stark ausgeprägte Leistungskultur in den untersuchten Unternehmen in Verbindung mit so genannten "Harten Werten" wie Verantwortung, Pflicht, Disziplin, Macht und Kontrolle sind Konventionen der Arbeitswelt. Sie sind aber nicht der Garant für Unternehmenserfolg. In der Hälfte der untersuchten Unternehmen ist eine mangelnde Effizienz der Arbeitskultur zu erkennen. Zudem führt diese auf Leistung ausgerichtete Wertekultur zu Unzufriedenheit, mangelnder Motivation und fehlender Selbstverwirklichung der Mitarbeiter. Die Studie zeigt auf, dass aus der Pflicht-getriebenen Leistung nicht der erhoffte Effekt auf die harten und soften Erfolge resultiert.
Erfolgs-Werte
Erfolgreicher als die "Harten Werte" sind Unternehmenskulturen, die zwar auch ein klares Bild der Gesamtaufgabe vermitteln (Vision), aber mit einem ausgeprägten Maß an Bodenständigkeit agieren, die Verantwortung für Mitarbeiter und Gesellschaft umsetzen und schließlich ein Umfeld ermöglichen, das den Mitarbeitern Selbstverwirklichung in der Aufgabe, Selbstachtung bei der Erfüllung von Leistung und Gerechtigkeit innerhalb des Unternehmens bieten. Anerkennung durch finanzielle Honorierung hat offensichtlich nur eine kurzfristige (Motivations-) Wirkung; als ausschließliche Form der Anerkennung wirkt sie sogar negativ auf den Erfolg. Den Erfolg von Unternehmen beeinflusst stärker eine Kultur des Engagements aus Eigeninitiative und ein Umfeld mit Spaß an der Arbeit. Zuviel Routine auf der einen Seite ist ebenso wie permanente Änderungen auf der anderen Seite ein "Erfolgs-Killer".
Von den Besten lernen
Ein Werte-Management-Prozess auf Grundlage der Forschungsergebnisse bedarf einer Analyse der Wertekultur einer Organisation und strategisch-operativer Implementierung. Die gelebte Wertekultur in Unternehmen wird gemessen und mit der Benchmark der Erfolgreichen analysiert um schließlich Optimierungspotenziale zu erschließen, die eine Erfolgswahrscheinlichkeit haben. In einem internen Veränderungsprozess kann die Übernahme bestimmter Werte erreicht werden.