Wahnsinnskarriere

Wolfgang Schur, Günter Weick

Eichborn Verlag; 2005

250 Seiten

Euro 20,60

 

 

 

"Zwei Insider", so der Klappentext, "enthüllen schonungslos und anschaulich, wie man in der Welt der Großunternehmen ganz nach oben kommt". Und diese Enthüllung hat wenig gemein mit jenen offiziellen Regeln, nach denen junge, ambitionierte Nachwuchskräfte angeblich die Karriereleiter erklimmen. Gerade weil dieses Buch zweier ehemaliger deutscher Konzernmanager die Buch gewordene Gegenthese ist zu den unzähligen hehren und salbungsvollen Managementratgebern und stattdessen die Mechanismen offen legt, nach denen eingefleischte Karrieristen auf dem Rücken ihrer Konkurrenten ohne Rücksicht auf Verluste die Karriereleiter hochturnen, ist es gleichzeitig faszinierend und erschreckend zu lesen, vor allem aber plausibel und nachvollziehbar.

Im Stil amerikanischer Managementliteratur schildert die Geschichte den Aufstieg eines jungen Uni-Absolventen, der als ambitionierter Trainee im Deutschland-Ableger eines amerikanischen IT-Konzerns einsteigt und bei einer Zugfahrt einen erfahrenen Manager kennen lernt, der im Lauf der Zeit zu seinem Mentor wird. Karriereschritt für Karriereschritt klärt der Senior Manager den aufstrebenden jungen Mann über die "geheimen Spielregeln der Macht" auf, treibt ihm die hehren, auf der Uni und in Führungsseminaren gelernten Flausen aus und hilft ihm so die Karriereleiter hinauf. Der anfänglich skeptische und von hin und wieder von Gewissenkonflikten geplagte Schüler folgt dem Meister – und hat Erfolg. Nach dem Motto "Tricksen, Tarnen und Täuschen" lösen sich die ursprünglichen Vorstellungen wie "Traineeprogramm gut hinter mich bringen", "in ein Spezialthema einarbeiten", "Projekte erfolgreich abschließen", "mich als Teamplayer etablieren", "immer größere Projekte" etc. nach und nach in Luft auf. Statt dessen macht er sich die tatsächlichen Regeln für den schnellstmöglichen Aufstieg zu Eigen, die da lauten: "Arbeite nie selbst mit einem Computer"; "Bewege dich im Zentrum der Macht – sei dort, wo die Musik spielt und nicht dort, wo gearbeitet wird", "Fange viele Dinge an, aber bringe nichts Wesentliches zu Ende", "Teile niemals Erfolg in Anwesenheit von wichtigen Leuten", "Sei nicht loyal" oder "Betrachte deine Familie als Wurmfortsatz deiner Karriere". Kurz bevor der junge Karrierist oben ankommt, holt ihn die Frage nach dem Sinn wieder ein. Ist der nächste Schritt den Preis wert, den er dafür zahlen müsste und bisher schon gezahlt hat? Gute Frage - besser spät als gar nicht gestellt.

Fazit: Sollten Sie sich schon einmal die Frage gestellt haben, warum andere, weniger "kompetente" Kollegen in Ihrem Unternehmen die Karriereleiter hochturnen, während Sie trotz guter Leistung nur langsam vorwärts kommen, dann finden Sie hier die Antwort. Sie wird Ihnen vielleicht nicht gefallen, aber aufschlussreich ist sie allemal.

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