Wie geht man mit neuen Chefs um?

Auf Basis der teils doch überraschend klaren Ergebnisse über die Auswirkungen eines CEO-Wechsels auf die übrige Führungsmannschaft leiteten Kevin P. Coyne und Edward J. Coyne sieben Empfehlungen ab, wie sich Manager ihren neuen Chefs gegenüber verhalten sollten.

Ein Standardsatz neuer Chefs zur Beruhigung der Mannschaft ist die Ankündigung, "sich zuerst einmal in aller Ruhe orientieren zu wollen". Doch die Aussagen der neuen CEOs in den von den beiden Studienautoren Kevin P. Coyne von Mc Kinsey und Edward J. Coyne von der Samford University in Birmingham, Alabama, geführten Interviews sprechen eine andere Sprache. Tatsächlich haben die meisten neu berufenen CEOs bereits innerhalb der ersten 60 Tage für sich eine endgültige Entscheidung über das Team getroffen, mit dem sie künftig zusammenarbeiten wollen. Woraus folgt: Sich erst mal zurückzulehnen und abzuwarten, bis der/die Neue "sagt, was Sache ist und wohin die Reise gehen soll", ist eine höchst risikoreiche Entscheidung, was die eigene Position anlangt. Denn in der Praxis bleibt viel weniger Zeit, um beim neuen Vormann ein positives Bild zu hinterlassen, als die meisten Führungskräfte glauben. Was also kann man konkret tun? Auf Basis der Interviews mit neu berufenen CEOs formulieren die Studienautoren sinngemäß die folgenden Empfehlungen:

Sieben Empfehlungen

1. Zeigen Sie guten Willen

Viele Manager warten erst mal ab, um zu sehen, welche Erwartungen der neue Chef an sie und ihre Bereiche richtet, anstatt selbst Initiative zu zeigen und von sich aus Unterstützung anzubieten. Ein Fehlschluss, denn Stillschweigen wird von CEOs keineswegs als Zeichen von Zustimmung und Unterstützung interpretiert. Fehlen eindeutige Zeichen der Unterstützung und des guten Willens, so die Studienautoren, ziehen CEOs weit eher den Schluss, dass die Bereitschaft, neue Wege einzuschlagen und ihre Vorhaben zu unterstützen und mitzutragen, anscheinend nur gering ausgeprägt ist. Genau danach suchen sie aber. Eine offene Unterstützungserklärung, ohne sich deswegen gleich anzubiedern, wird durchaus gern gehört.

2. Stellen Sie eigene Belange zurück

In der Anfangsphase geht es für die neue Person an der Spitze vor allem darum, einen Überblick zu gewinnen und das geeignete Team zu finden. Für Gespräche über eigene langfristige Pläne, Konfliktherde mit anderen Bereichen oder generell Themen, die den neuen Boss in die Ecke drängen könnten, ist diese Anfangsphase schlicht der falsche Zeitpunkt. Aus einem einfachen Grund: Für viele dieser Themen ist erst dann die Zeit gekommen, wenn der CEO weiß, mit wem er überhaupt weiterhin arbeiten will.

3. Studien Sie die Arbeitsweise des neuen Chefs

Da es schwierig sein kann, sich nur durch Beobachten auf die Vorlieben des neuen Chefs einzustellen, zahlt es sich aus, sich ausdrücklich nach ihnen zu erkundigen, was laut Aussagen der befragten CEOs aber kaum jemals zu passieren scheint. Z.B. berichtete ein neuer Vorstand von dem Erlebnis mit einer Führungskraft, die ihn direkt gefragt hatte: "Ich bin in meiner Art sehr offen und direkt. Daher würde ich gerne wissen: Wenn wir einmal nicht einer Meinung sein sollten, wie soll ich Ihnen das mitteilen? Kann ich das öffentlich in einem Meeting äußern oder lieber unter vier Augen? Wenn ich meine Meinung dargelegt habe und Sie nicht überzeugen konnte, kann ich es dann noch einmal versuchen oder erwarten Sie, dass ich die Entscheidung einfach akzeptiere?..."

4. Verstehen Sie die Agenda des Neuen

Neues CEOs stehen gerade im ersten Jahr unter enormem Druck, die Ergebnisse zu halten oder auszubauen. Sie haben sicher eigene Pläne, für die sie aber noch grundlegende Daten benötigen, um Alternativen sachlich fundiert abwägen zu können und sie sind im allgemeinen sehr offen für konstruktive Handlungsvorschläge, die sie aufgreifen können. Neue CEOS wissen es durchaus zu schätzen, wenn ihre Managerkollegen, statt sich auf Hörensagen aus zweiter oder dritter Hand zu verlassen, das direkte Gespräch suchen, um von den Plänen des neuen Chefs, seinen Einschätzungen und Ideen zu erfahren.

5. Reden Sie die Situation nicht schön

Ein neuer Chef wird erwarten, dass Sie vorbereitet sind, die Lage Ihres Bereichs kurz darzustellen und darüber zu sprechen, wie Sie ihn voranbringen wollen. Eine geschönte Darstellung wird ihn aber vermuten lassen, dass Sie ihm was vormachen wollen und er von Ihnen nicht die richtigen Informationen bekommt. Ein fataler Eindruck, der Sie schnell auf die Abschussliste bringen könnte.

6. Geben Sie Ihr Bestes

Zeigen Sie, dass Sie die richtigen Prioritäten setzen und mit anpacken, z.B. durch Engagement bei wichtigen Projekten, statt sich auf bisherigen Lorbeeren auszuruhen oder abzuwarten. Speziell in der Anfangsphase reagieren neue Chefs – nicht nur an der Unternehmensspitze – sehr sensibel auf mögliche Zeichen "mangelnder Unterstützung". Auch wenn es unfair oder übertrieben erscheinen mag – zum falschen Zeit den Urlaub anzutreten oder aufgrund zu vieler Kundenbesuche für den neuen Chef kaum greifbar zu sein, kann beträchtlichen Ärger auslösen.

7. Bieten Sie durchdachte Optionen an

Wenn Sie die neue Person an der Spitze gleich davon überzeugen wollen, viel Geld in Ihren Bereich zu investieren, erwarten Sie keinen herzlichen Empfang. Neue Chefs erwarten fundierte Analysen und Darstellungen mit allen Pros und Contras und mit echten Wahlmöglichkeiten und keine taktischen Spielchen. Alternativen sollten daher möglichst sachlich vorgetragen und diskutiert werden, damit der neue Boss darauf vertrauen kann, seine Entscheidungen auf fundierter Basis treffen zu können.

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