Steigende Top-Manager-Gehälter

Das Thema Managergehälter dominierte die Medienberichte im Jänner und Februar 2008. Aktuelle Zahlen, Daten, Fakten, verglichen mit einigen Angaben aus früheren Jahren.

Das klare Führungsthema Nummer Anfang 2008 waren die in den vergangenen Jahren teilweise enorm gestiegenen Managergehälter. Angeheizt wurde die Diskussion über neue Rekordmeldungen wie die angeblichen 60 Mio. Euro Jahresgehalt von Porsche-Chef Wiedeking aufgrund eines enormen Erfolgsbonus und die kolportierten 50 Mio. Euro, die der frühere Vorstandsvorsitzende von DaimlerChrysler, Jürgen Schrempp, mit dem Einlösen seiner Aktienoptionen lukriert hat, als der Börsenkurs, nicht zuletzt als Folge seines Ausscheidens und der dann gesetzten Restrukturierungsmaßnahmen wieder in die Höhe geklettert war.

Die Fakten: Welche Gehälter sind wie stark gestiegen?

Nachfolgend finden Sie eine Zusammenstellung aktueller Meldungen, ergänzt um Pressemeldungen der vergangenen Jahre, um die Entwicklung der Vorstandsgehälter besser nachvollziehen zu können.

Daimler:
Ende Februar 2008 veröffentlichte Daimler dann den Geschäftsbericht für das abgelaufene Jahr, aus dem hervorgeht, dass die sechs Daimler-Vorstände im Jahr 2007 ein Gehaltsplus von 69% verbuchen konnten. Der Gesamtbezug stieg von 14,8 auf 25 Mio. Euro. Auf Konzernchef Dieter Zetsche, der Mercedes-Benz in Personalunion leitet, entfielen 8,55 Mio. nach knapp 5 Mio. im Jahr 2006. Die Vorstandsbezüge setzen sich zusammen aus einer Grundvergütung, Sachbezügen, einem leistungsabhängigen Bonus und Aktienoptionsprogrammen.

Auch um ihre Altersversorgung müssen sich die sechs Vorstände keine Sorgen machen. Die Manager profitieren noch von einem inzwischen eingefrorenen Altersvorsorgeplan, der ihnen ab Erreichen des 60. Lebensjahres einen Pensionsanspruch zwischen 50 und 70 Prozent ihrer jährlichen Grundvergütung zusichert. Bei Zetsche errechnet sich daraus laut Focus Online eine lebenslange Pension von 1,05 Mio. Euro pro Jahr. Der 2004 in den Vorstand berufene LKW-Chef Andreas Renschler hat ab 60 ein Ruhegehalt von 225.000 Euro pro Jahr sicher. Zusätzlich kommen die Vorstände noch in den Genuss eines seit 2006 geltenden neuen Altersvorsorgesystems, wofür Daimler allein im vergangenen Jahr 2,3, Mio. Euro zurückgestellte.

Begründet wird das große Gehaltspuls mit dem stark gestiegenen Konzernergebnis, das von 5 Mrd. Euro 2006 auf 8,7 Mrd. Euro (Ebit) im Jahr 2007 zulegen konnte. Wesentliche Gründe für dne Ansteig waren das bessere Abschneiden der PKW-Sparte Mercedes-Benz und die Abspaltung der chronisch verlustreichen Daimler-Tochter Chrysler. Jeder der 131.000 Daimler-Mitarbeiter bekam 2007 einen Bonus von 3.750 Euro nach 2.000 Euro im Jahr 2006.
Quelle: Focus online vom 27.02.2008

Porsche:
Der sechsköpfige Porsche-Vorstand erhielt 2007 ein Gehaltssteigerung von 45,2 Mio. auf 112,7 Mio. Euro. (Porsche erzielte 2007 einen Rekordgewinn von 5,9 Mrd. Euro nach 2,1 Mrd. Euro im Jahr 2006). Der CEO Wendelin Wiedeking erhielt mit geschätzten 60 Mio. Euro mehr als die Hälfte des gesamten Vorstandsbezugs.
Quelle: Die Presse am 01.12.2007

Börsenotierte AGs in Deutschland 2006:

Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) errechnete, dass die Bezüge deutscher Top-Manager (DAX-Chefs) 2006 um fast 19% anstiegen – auf durchschnittlich 4,6 Mio. Euro pro Jahr.

Börsenotierte AGs in Deutschland 2002-2003:

Deutsche Top-Manager der DAX-30-Unternehmen verdienten 2003 im Schnitt 1,25 Mio. Euro, rund 100.000 Euro mehr als 2002, dies geht aus einer Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbsitz hervor. Das höchste Gehalt zahlte DaimlerChrysler mit durchschnittlich 3,7 Mio. Euro, gefolgt von der Deutschen Bank mit durchschnittlich 2,05 Mio. Euro pro Vorstand. In Österreich verdiente ein Vorstandsmitglied einer Aktiengesellschaft 2003 durchschnittlich 332.000 Euro im Jahr, rund ein Viertel davon durch Bonuszahlungen.
Quelle: Gewinn 1/2004

Der bestbezahlte deutsche Manager eines börsennotierten deutschen Unternehmens im Jahr 2002 war Jürgen Schrempp, Chef von DaimlerChrysler. Er erhielt neben einen Grundgehalt von 6,47 Mio. Euro noch 4,35 Mio. Euro an Aktienoptionen, in Summe 10,82 Mio. Euro (ca. 150 Mio. Schilling). Der bisherige Spitzenreiter, Deutsche Bank Chef Josef Ackermann, fiel mit einem Gehalt von 6,95 Mio. Euro auf Platz drei zurück. Auf Platz zwei lag in diesem Jahr SAP-Chef Henning Kagermann.
Quelle: Standard, vom 21. Juni 2003

Im Vergleich der Jahre 2001 zu 2002 verminderte sich der Börsenwert der Deutschen Bank um 45%, die Vorstandsgehälter sanken um 4%. Der Börsenwert von DaimlerChrysler sank um 39%, während sich die Vorstandsgehälter um 131% erhöhten.
Handelsblatt 70/2003

Begründung von Ralf Breuer, früherer CEO der Deutschen Bank für seine 8 Mio. Euro Jahresgehalt im Jahr 2001: Marcel Opsel von der UBS verdiene genauso viel. Allerdings, das sagte Breuer nicht dazu, erwirtschaftete die UBS im Jahr 2001 eine Eigenkapitalrendite von 11,4 % gegenüber 0,42 % bei der Deutschen Bank.

Während bei der HBV 2002 die Aktionärsrendite (errechnet aus Kursentwicklung und Dividende) um 48% fiel, stieg das Gehalt des Vorstandsvorsitzenden um 232 Prozent. Die Bank bestritt zwar den Anstieg und begründete ihn mit Sondereffekten durch das frühzeitige Ausscheiden einiger Vorstandsmitglieder, legte aber die Gehälter nicht offen. (Zeitungsmeldung im Jahr 2003)

Das ManagerMagazin veröffentlicht seit einigen Jahren den sogenannten "Pay for Performance Indikator", der die Gehälter von 30 DAX Vorständen in Verhältnis setzt zur erwirtschafteten Eigenkapitalrendite und dem Börsenwert des Unternehmens. Kritiker bemängeln, dass bei dieser Reduktion auf zwei finanzwirtschaftliche Kennziffern viele andere, ebenso wesentliche Indikatoren außen vor bleiben. Immerhin zeigt dieser Vergleich das krasse Fehlverhältnis zwischen Bezahlung und Performance zahlreicher deutscher Vorstände.

Börsenotierte AGs in Österreich 2006:

Der Interessensverband für Anleger (IVA) erstellt jährlich ein Ranking der Vorstandsbezüge (Gehälter und Prämienzahlungen) der österreichischen börsenotierten AGs. Wie viel jedes einzelne Vorstandsmitglied verdient, müssen die Unternehmen laut geltendem Recht nicht veröffentlichen. Im Schnitt betrug die Erhöhung der Vorstandsbezüge der 74 durchleuchteten Aktiengesellschaften im Jahr 2006 um 5,5 Prozent. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit wurde 2006 im Durchschnitt um 55 Prozent gesteigert, wobei sich die Prämien für diese günstige Entwicklung erst in den Vorstandsbezügen für 2007 auswirkten.

Spitzenreiter unter den Vorständen war 2006 die Wiener Städtische Versicherung mit Gesamtbezügen für den 6-köpfigen Vorstand von 14,6 Mio. Euro, einem Plus von 9,5 Mio. aufgrund einer Bonuszahlung für die vergangenen fünf Jahre. Auf den Plätzen folgen die Erste-Bank mit 11,2 Mio. für neun Vorstände (+336.000 Euro), die OMV mit 9,6 Mio. für fünf Vorstände (-1.601.000 Euro), Andritz mit 9,49 Mio. (+52.000 Euro) sowie Raiffeisen International mit 6,88 Mio. Euro (+3.278.000 Euro).
Quelle: Standard vom 04.10.2007

Entwicklung der Vorstandsgehälter Österreich 2004-2005

2005 betrugen die durchschnittlichen Kosten für den Gesamtvorstand 2,11 Mio. Euro, Spitzenreiter OMV zahlte fünfmal so viel. Im Vergleich zu 2004 verdienten Österreichs Vorstände laut Interessensverband für Anleger (IVA) im Durchschnitt um 21% mehr.
Quelle: vienna online am 01.09.2006

2005 erhielt der OMV Gesamtvorstand 11,23 Mio. Euro, ein Plus von 150% gegenüber 2004 mit 4,49 Mio. Im Jahr 2003 waren es noch 3,8 Mio. Euro gewesen. Der Vorstand der Erste-Bank erhielt 2005 10,88 Mio. Euro, während es 2003 noch knapp 5 Mio. Euro gewesen waren. Bei Andritz erhöhte sich das Vorstandssalär von 3,6 Mio. im Jahr 2003 auf 7,8 Mio. Euro im Jahr 2005.

Die Entwicklung der Vorstandsbezüge bei:
Telekom Austria: 3,72 Mio. Euro (2005) 2,12 Mio. Euro (2004) +75%
Raiffeisen International 3,61 Mio. Euro (2005) 1,61 Mio. Euro (2004); +125%
Uniqa: 3,44 Mio. Euro (2005), 1,92 Mio. Euro (2004), + 79%
Quelle: Interessensverband für Anleger (IVA), Wirtschaftsblatt am 02.09.2006

 

2003 war der Vorstand der BA-CA der teuerste Gesamtvorstand in Österreich mit 7,8 Mio. Euro (60% erfolgsabhängig, keine Aktienoptionen), der Vorstand der Erste-Bank kassierte 2003 knapp 5 Mio., der Vorstand der Voest-Alpine 7,1 Mio., der Vorstand der OMV 3,8 Mio. und Andritz 3,6 Mio. Euro.

Bezogen auf das Vorsteuerergebnis (EGT)haben bei einigen Gesellschaften die Vorstände mehr als die Hälfte des Geschäftserfolgs gekostet – bei Wolford 57,9 Prozent, bei Betandwin gar 89,9 Prozent. Betandwin genehmigte ihren Vorständen eine Gehaltssteigerung von 117 Prozent, gefolgt von der AUA mit 114 Prozent Plus und VA Tech mit 91 Prozent mehr.
Im Durchschnitt hatten die Vorstände der Prime-Market-Unternehmen 2003 plus 14 Prozent am Gehaltszettel.
Quelle: Standard am 16.10.2004

 

ÖBB Vorstandsgehälter 2006
4,5 Prozent Gehaltserhöhung haben die ÖBB Manager den Mitarbeitern für die kommenden 1,5 Jahre zugestanden. Sie selbst können sich über ganz andere Gehaltszuwächse freuen. Die beiden Vorstände der ÖBB-Holding Martin Huber und Erich Söllinger haben mit 550.000 Euro (der Durchschnittswert, da die einzelnen Gehälter nicht bekannt gegeben werden) 2006 um 42 Prozent mehr verdient als 2005. Der Vorstand der ÖBB Dienstleistungs-Gesellschaft Franz Nigl sprang mit seinem Einkommen von 240.000 Euro 2005 um 84 Prozent auf 450.000 Euro 2006. Die Begründung des Unternehmens für die Gehaltssprünge: Die Auszahlung einer erfolgsorientierten Prämie für das Jahr 2005.

Die Begründung für die Prämie - steigende Gewinne - wurde vom Rechnungshof heftig kritisiert: 2005 bilanzierte der ÖBB mit einem Gewinn von 13 Mio. Euro, gleichzeitig wurden aber Rücklagen in Höhe von 107 Mio. Euro aufgelöst. 2006 verkündete die ÖBB eine Gewinnsteigerung von 32 Mio. Euro unter gleichzeitiger Auflösung von Restrukturierungsrückstellungen in Höhe von 158. Mio. Euro. Die Schulden der Bahn wuchsen 2006 um 1,3 Mrd. Euro.
Quelle: orf.at

 

Gehaltszuwächse zweier Top-Verdiener in Österreich:

Andreas Treichl, CEO der Erste-Bank Gruppe

 

Jahr Einkommen in Euro Konzernüberschuss in Euro Zahl der Mitarbeiter (incl. Akquisitionen
2006 3 Mio. Euro 932 Mio. 50.164
2005 2,5 Mio. Euro 716 Mio. 36.150
2004 4,5 Mio. (incl. 2 Mio. "Treuebonus") 520 Mio. 35.862
2003 ca. 1 Mio. 353 Mio. 37.830
Wolfgang Ruttenstorfer, CEO der OMV AG

 

Jahr Einkommen in Euro Jahresüberschuss in Euro Zahl der Mitarbeiter)
2006 1,987 Mio. 1.521 Mio. 40.993
2005 1,07 Mio. 1.391 Mio. 49.919
2004 930.000 711 Mio. 57.480 (Übernahme Petrom)
2003 860.000 432 Mio. 6.137

Anfang 2008 lösten die vier Vorstände der OMV Aktienoptionen im Wert von 13,1 Mio. Euro ein. 2,4 Mio. Euro entfielen dabei auf den CEO, Dr. Wolfgang Ruttenstorfer. Laut Konzern sei eine gute wirtschaftliche Performance und eine Vervierfachung des Aktienpreises Voraussetzung für das Ausüben der Option gewesen. Der Aktienkurs beim Kauf der Optionen betrug 10 Euro im Jahr 2004, beim Einlösen der Optionen hielt er bei 44 Euro, kurz davor lag der Kurs noch bei 57 Euro. (Standard online am 24.01.2008)

Durchschnittsgehalt eines CEO eines ATX Unternehmens 2006: 1,5 Mio.
Quelle: Trend 2/2008

Vorstandsgehälter in Amerika und Europa – ein Vergleich

Der regelmäßige Hinweis europäischer Top-Manager auf amerikanische Kollegen, wenn sie auf die teils enorm hohen Bezüge angesprochen werden, hinkt etwas. Bereits 2003 stellte das Handelsblatt eine diesbezügliche Berechnung an. Nach seinen Berechnungen sanken die Vorstandsbezüge bei den Unternehmen im Dow-Jones-Index von 2002 auf 2003 von durchschnittlich 8,6 Mio. Dollar auf "nur" noch 4,8 Mio. Dollar, was hauptsächlich auf den niedrigeren Wert der Aktienoptionen aufgrund der damals stark gesunkenen Kurse zurückzuführen ist. Damit verdienten amerikanische Spitzenmanager 2003 zwar noch immer rund 2,5mal so viel wie der durchschnittliche Vorstand eines DAX-Unternehmens, allerdings verwalten die Amerikaner auch einen durchschnittlich sechsmal höheren Unternehmenswert mit operativen Gewinnen in ähnlicher Relation. Selbst wenn man die realisierten Optionsgewinne mit einbezieht, kosteten US-Manager im Schnitt nur 0,8 Promille des Betriebsgewinns, der durchschnittliche Vorstand eines DAX-30-Unternehmens hingegen 1,2 Promille.
Quelle: Handelsblatt Nr. 070 vom 09.04.2003

Offene Fragen

Verfolgt man die Diskussion über die Höhe der Managergehälter, so dominieren in den Kommentaren einerseits moralische Beurteilungen – "Gier", "Abzocker", "Abgehobenheit" – andererseits Überlegungen über "angemessene Relationen" zwischen Gehalt der Mitarbeiter und Gehalt der Top-Manager, seien das nun ein Verhältnis von 1:20, 1:50 oder 1:100. Dazu kommt die Suche nach adäquaten Beurteilungsmaßstäben für die Leistungen von Top-Managern jenseits der Frage: Was verdient der bestbezahlte CEO in der Branche und warum bekomme ich weniger?

Interessant ist, was angesichts der explodierenden Managergehälter so gut wie nie diskutiert wird:

     

  • Was ist eigentlich die Ursache dieser explodierender Top-Manager-Gehälter? Zuallererst die systematische Verführung der Top-Manager mittels bestimmter Gehaltssysteme, nicht mehr so wie früher die Bedürfnisse und Interessen aller Stakeholder im Blick zu halten und sich der anspruchsvollen Aufgabe zu stellen, für eine immer wieder herzustellende Balance zu sorgen, sondern sich immer einseitiger vor den Karren der Finanzmarktakteure spannen zu lassen. Samt Reduzierung des Unternehmenszwecks auf die Maximierung einiger weniger Finanzkennzahlen. Stichwort Shareholder Value Konzept.
  • Welche Signale senden diese Spitzengagen ins Unternehmen hinein und was bewirkt das? Der wirkliche Schaden für das Unternehmen liegt nicht so sehr in den gestiegenen Gehaltskosten des Top-Managements, sondern vor allem in einem damit einhergehenden massiven Glaubwürdigkeits- und Vertrauensverlust begründet. Gefahr droht vor allem dann, wenn Mitarbeiter ihrem Top-Management nicht mehr abnehmen, sich um das langfristige Wohl des Unternehmens zu sorgen, sondern der Eindruck entsteht, dass "die da oben" nur mehr an der kurzfristigen Optimierung des eigenen Einkommens interessiert sind". Die Folge sind tiefes Misstrauen, das Gefühl, für die Zwecke der Unternehmensspitze missbraucht zu werden und dementsprechend breitfächiges Taktieren auch auf den unteren Ebenen ("Hier ist sich jeder selbst der Nächste").

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