Die 6 Denkhüte

Sie suchen nach einem wirksamen Weg, um als Team in schwierigen Situationen trotz komplexer Zusammenhänge schnell handlungsfähig zu werden? Diese einfache Methode ermöglicht ihnen, schnell Ergebnisse in Diskussionen und Besprechungen zu erzielen, Probleme zu lösen, Projekte zu planen und als Team Chancen und Risken neuer Aufgaben und Herausforderungen zu verdeutlichen.

Was Besprechungen und Diskussionen oft fruchtlos macht

Manche Diskussion zieht sich zäh hin. Meinungen prallen aufeinander. Einige versuchen, ihren Standpunkt durchzusetzen. Andere lassen das Wortgefecht eher gelangweilt an sich vorbeiziehen. Wieder und wieder kommen die gleichen Argumente. Die Diskussion dreht sich im Kreis, kommt nicht voran.
Schon mal erlebt?

Auch wenn es bei Ihnen nicht ganz so schlimm zugeht: Wirklich zielführende Besprechungen sind in unserem Kulturkreis eher die Ausnahme. Dafür gibt es Gründe, die in Tradition und Psyche verwurzelt sind:

     

  • Rollenverhalten: Unsere westliche Tradition erwartet, dass man einen Standpunkt bezieht. Sobald man sich aber mit einer Meinung identifiziert, stehen nicht mehr nur Argumente gegeneinander, sondern auch Personen.

  • Selbstverteidigung: Sich von einer anderen Meinung überzeugen zu lassen, gilt vermeintlich als Nachgeben, Schwäche, Unterlegenheit. Die Verteidigung von Positionen wird wichtiger als die Sache, um die es eigentlich gehen sollte.

  • Nicht zuhören können: Wer seine eigene Meinung verteidigt, hat wenig Interesse, andere Standpunkte zu hören – geschweige denn, sie weiterzuentwickeln.

  • Gefühle sind tabu: Wir haben gelernt, sachlich zu bleiben. Auch wenn wir uns unwohl fühlen bei einer Entscheidung: ohne Fakten oder Argumente sprechen wir nicht darüber, obwohl sich bei näherer Betrachtung vielleicht gute Gründe dafür finden ließen.

Die 6 Denkhüte

Wir kennen also die Gründe für ineffiziente Diskussionen. Tun wir etwas dagegen! Ein guter Weg dazu, sind die "6 Denkhüte" von Edward de Bono, einem anerkannten Fachmann für Denk- und
Lernprozesse. Die Idee ist einfach: Nicht mehr einfach drauf los diskutieren, sondern der Reihe nach verschiedenen Aspekte des Themas gemeinsam besprechen. Damit man sich´s leichter merken kann, werden diesen Aspekten farbige Hüte zugeordnet.

Die 6 Hüte - 6 Blickwinkel

WEISS Neutrale Informationen und Fakten suchen
ROT Gefühle oder Ahnungen artikulieren
SCHWARZ Bedenken formulieren, Gefahren und Risken aufzeigen
GELB Vorteile und positive Auswirkungen aufzeigen
GRÜN Kreative Alternativen und Ideen entwickeln
BLAU Vogelperspektive, zusammenfassen, Vorgehen besprechen

Alle tragen zur gleichen Zeit den gleichen Hut. Ist es zum Beispiel der schwarze, so ist jeder aufgefordert, über Gefahren und Bedenken zu sprechen. Unter dem gelben Hut dagegen suchen alle nach Vorteilen – auch die permanenten Kritiker. Jeder einzelne nimmt so gleichzeitig mit den anderen verschiedene Rollen an. Wer nichts beitragen kann oder will, bleibt still.

Warum die Methode wirkt

Kommt Ihnen die Sache komisch vor? Versuchen Sie es trotzdem! Sie kommen so an die Knackpunkte heran, die Diskussionen so oft so ineffizient machen.

Die Hüte bezeichnen nämlich Denkweisen – nicht Personen. Keiner landet in einer Ecke, in der er sich verteidigen müsste. Es geht nicht mehr darum, Recht zu behalten, sondern gemeinsam das beste Ergebnis zu finden. Zudem bündeln die sechs Hüte die Kräfte der Gruppe. Alle Teilnehmer denken zur gleichen Zeit in die gleiche Richtung. Die wichtigen Gesichtspunkte werden gemeinsam Schritt für Schritt abgearbeitet. Das ergibt ein klareres und vollständigeres Bild, als wenn jeder nur über einen Teil der Sache nachgedacht hätte. Auch Emotionen haben ihren Platz und müssen nicht mehr mit Scheinargumenten verbrämt werden.

Wie man´s macht

Sie können die 6 Denkhüte systematisch einsetzen, indem Sie als Diskussionsleiter eine bestimmte Anzahl Hüte planen. Oder Sie nutzen die Idee nur lenkend und zeitweise. Wollen Sie zum Beispiel in einer laufenden Besprechung aus Denkmustern ausbrechen oder neue Denkanstösse provozieren, können Sie vorschlagen: „Setzen wir doch ein paar Minuten den grünen Hut auf!“ Sie können auch klarmachen, dass Sie einen Beitrag von einem anderen Blickwinkel aus betrachten können: "Unter dem schwarzen Hut sähe ich die Sache so..."

Wollen Sie die Hüte systematisch einsetzen, so legen Sie eine Abfolge von Hüten fest und diskutieren nur für drei bis vier Minuten den entsprechenden Beitrag. Eine immer passende Reihenfolge gibt es nicht, jedoch ein paar sinnvolle Regeln:

     

  • Am Anfang und Ende ist der blaue Hut sinnvoll
  • Aber auch mit dem weißen, roten oder gelben Hut kann gut begonnen werden
  • Nach einem schwarzen Hut sollte ein grüner folgen, um Ideen zu finden, wie man die dort genannten Gefahren überwinden kann.
  • Der grüne Hut ist auch häufig der Abschluss – ebenso aber auch der rote oder schwarze.

Übrigens können Sie die 6 Denkhüte auch anwenden, wenn Sie alleine eine Sache durchdenken. Sie sind dann relativ sicher, keinen wesentlichen Aspekt vergessen zu haben.

Wie geht´s weiter?

Vorschlag: Probieren Sie die Methode doch einfach einmal aus!

Die 6 Denkhüte und Ihre Themen

WEISSER HUT:
neutral, objektiv

Gefragt sind hier ausschließlich neutrale Informationen, Daten und Fakten – keine Interpretationen, Meinungen, Vermutungen oder Vorschläge
Weisse Themen
Welche Informationen haben wir? Welche Daten spielen eine Rolle? Wie sicher sind sie? Wie können wir sie erhärten? Welche weiteren Informationen brauchen wir? Wie können wir sie beschaffen? Nennen Sie ruhig auch ungenaue oder umstrittene Informationen, aber geben sie die Quelle an!
ROTER HUT:
Feuer, Emotionen

Hier geht es um Gefühle, Intuition, Ahnungen und Ängste, um Eindrücke also, die man nicht rational erklären kann. Keine Begründungen oder Rechtfertigungen!
Rote Themen
Ist Ihnen mulmig zumute oder sind Sie begeistert? Vertrauen Sie den vorgebrachten Argumenten? Sagen Sie in wenigen Worten, was Sie fühlen, wenn es zum Thema gehört! Zum Beispiel: "Ich glaube einfach nicht, das die Preise so stark fallen!" oder "Trotz allem habe ich ein gutes Gefühl bei der Sache."
SCHWARZER HUT:
Vorsicht Kritik

Bedenken oder Einwände. Was kann schief gehen? Gefragt sind kritisches Urteil, aber keine negativen Gefühle (>roter Hut).
Schwarze Themen
Wo sehen Sie Risiken? Was ist falsch oder unsinnig? Wo gibt es Widersprüche? Warum kann es nicht funktionieren? Gibt es rechtliche Einwände? Spricht die Erfahrung dagegen? Finden Sie nüchtern und sachlich die negativen Seiten heraus.
GELBER HUT
Sonne, Optimismus

Positives Denken ist angesagt. Welche Vorteile hat die diskutierte Idee? Welche Chancen bietet sie? Wie lässt sie sich am besten realisieren? Gibt es Synergien?
Gelbe Themen
Der gelbe Hut ist der Gegensatz zum schwarzen. Wo liegen Vorteile, an die noch keiner gedacht hat? Hier ist nach dem Nutzen gefragt und nach den Argumenten, die für die Sache sprechen. Wie können wir sie in die Tat umsetzen, wie Risiken mindern?
GRÜNER HUT
Natur, Wachstum

Hier ist Kreativität gefragt. Alles dreht sich um neue Ideen, um zusätzliche Alternativen. Es geht darum, das Thema weiterzuentwickeln und neue Chancen zu eröffnen.
Grüne Themen
Wie können wir die Idee weiter entwickeln? Könnten wir das Ziel auch anders erreichen? Wie? Was könnten wir anders, besser machen?
BLAUER HUT
Himmel, Überblick

Hier geht es nicht um die Sache selbst, sondern um den Umgang mit ihr: um Vorschläge zum Vorgehen und die Zusammenfassung der Ergebnisse.
Blaue Themen
Was genau wollen wir erreichen? Gehen wir in der Diskussion zielführend vor? Halten wir uns an die Regeln? Haben wir alle Aspekte beleuchtet? Welcher Hut sollte noch einmal aufgesetzt werden? Fassen Sie zusammen und klären Sie gemeinsam, wie es weitergehen soll.

Teilen: