Umgang mit schwierigen Manager-Kollegen

Ein gutes Verhältnis zu den Führungskollegen ist zwar für viele wünschenswert, aber leider ist nicht jeder Manager-Kollege an einem fairen und kollegialen Umgang interessiert. Was tun?

Auch wenn es viele Manager vorziehen würden, gut mit ihren Kollegen zu kooperieren, gibt es immer wieder Kollegen, die vor allem von Rivalität und Konkurrenzdenken angetrieben zu sein scheinen. Besonders unangenehm ist das, wenn diese Personen Meetings nutzen, um Sie vor Ihren Kollegen anzugreifen, sei es aufgrund einer persönlichen Antipathie oder weil ihrem Gegenüber die guten Argumente ausgehen und er Sie daher persönlich verunsichern will. Wie aber soll man auf unfaire Angriffe, Unterstellungen und Bloßstellungen reagieren?

Ruhe bewahren demonstriert Souveränität

Werden wir unvermutet angegriffen – und sei es auch nur verbal – dann startet unser "Stress-Programm" und wir reagieren körperlich: Unser Gehirn löst biochemische Prozesse aus und ein ganzer Cocktail von Stresshormonen wird schlagartig freigesetzt, der dafür sorgt, dass entsprechend dem alten Evolutionsprogramm "Angriff oder Flucht" Blut in die Muskeln gepumpt wird. Der Puls schießt in die Höhe, die Atmung wird schneller und flacher, der Blick hektisch, die Stimme lauter oder leiser und schriller und unsere Fähigkeit, differenzierte Überlegungen anzustellen, setzt aus.

Umso wichtiger ist es nach Ansicht des Führungstrainers Alexander Groth, sich im ersten Schritt bewusst darum zu bemühen, möglichst ruhig zu bleiben, da alles andere dem Angreifer in die Hände spielen würde: "Bleiben Sie möglichst ruhig, schauen Sie die angreifende Person mit festem Blick an (ohne daraus ein Augenduell zu machen), stehen oder sitzen Sie aufrecht, atmen Sie tief in den Bauch hinein und sprechen Sie mit tiefer und ruhiger Stimme. Denn: "Ihre Kollegen können nicht sehen, was in Ihnen vorgeht, aber sehr wohl, was Sie nach außen ausstrahlen."

Zudem hält Groth es für grundsätzlich nicht empfehlenswert, einen Angriff mit einem Gegenangriff zu parieren, da das häufig zu einem ungewollten Schlagabtausch führt, gegenseitigen Untergriffen, einer weiteren Eskalation und damit letztlich meist zu einem Gesichtsverlust für beide Seiten. Insbesondere wenn die Auseinandersetzung öffentlich stattfindet, ist es laut Groth nicht ratsam, sich auf das Niveau des unfairen Angriffs zu begeben. Je ruhiger und professioneller man hier agiert, desto mehr Respekt verschafft man sich damit.

Persönliche Angriffe

Bei persönlichen Angriffen geht der andere nicht auf die Sache ein, sondern greift Sie als Person an, beispielsweise durch Sätze wie:

  • "Ausgerechnet Sie reden von Kundenorientierung. Das scheint mir nicht gerade Ihre Kernkompetenz zu sein."
  • "Man könnte meinen, dass Sie noch nie einen Kundenkontakt hatten. Was für ein Unsinn."
  • "Ihre Argumente zeigen, dass Sie keine Ahnung haben, wie man etwas strategisch betrachtet."
  • "Wie schön, dass Sie das auch mal erkannt haben."

Folgende Abwehrstrategien helfen laut Groth, in solchen Konfliktsituationen schnell und souverän zu agieren und damit weniger unter Stress zu geraten:

1. Machen Sie den unfairen Angriff transparent

Wenn jemand Sie auf unfaire Art und Weise angreift, können Sie allen Beteiligten klarmachen, was gerade passiert, indem Sie es deutlich aussprechen. Ein unfairer Angriff verliert an Wirkung, wenn man ihn als solchen transparent macht. Z.B.

Angriff: "Ausgerechnet Sie reden von Kundenorientierung. Das scheint mir nicht gerade Ihre Kernkompetenz zu sein."
Abwehr: "Was Sie gerade machen ist, mich auf der persönlichen Ebene anzugreifen. Bleiben wir doch bei der Sache. Was genau stört Sie an dem Konzept?"

2. Benutzen Sie Brückensätze

Diese Technik ist für Fortgeschrittene, die die erste Methode bereits beherrschen. Bei dieser Methode machen Sie es wie Politiker, die fast nie auf die Ihnen gestellten Fragen antworten. Stattdessen benutzen sie einen Brückensatz, um zu dem überzuleiten, was sie sagen wollen. Solche Brückensätze sollten auch Sie sich zurecht legen. Z.B.

  • "Interessant, wie Sie das sehen"
  • "Ich glaube, Sie lassen da etwas außer Acht"
  • "Was Sie da sagen, kann ich nicht ganz nachvollziehen"
  • "Das scheint mir eine starke Verallgemeinerung zu sein"
  • "Sie sollten lieber auf etwas ganz anderes achten"

Angriff: "Sie haben doch keine Ahnung, was der Markt verlangt."
Abwehr: "Interessant, wie Sie das sehen. Gerade der von mir geleitete Bereich zeichnet sich dadurch aus, dass…. "

Angriff: "Sie haben doch keine Ahnung, was der Markt verlangt."
Abwehr: "Was Sie sagen, kann ich nicht nachvollziehen. Gerade der von mir geleitete Bereich zeichnet sich dadurch aus, dass…. "

Wie Sie sehen, sind die meisten Brückensätze untereinander austauschbar. Legen sie sich zumindest drei solche Sätze zurecht, die Sie jederzeit einsetzen können, denn wenn Sie immer nur denselben verwenden, fällt diese Technik irgendwann auf.

3. Verunsichern Sie mit der "Ach was?"-Methode

Diese Technik ist für Sie geeignet, wenn Sie ein kurzes Schweigen ertragen können. Auf einen persönlichen Angriff reagieren Sie einfach mit den Worten "Ach was?", "Da schau her" oder "Soso?". Nach einer kurzen Pause fahren Sie einfach da fort, wo Sie vorher stehen geblieben waren:

Angriff: "Das passt zu Ihnen. Hirngespinst ohne Basis."
Abwehr: "Ach was? Punkt zwei beschäftigt sich mit der Frage….."

4. Interpretieren Sie den Angriff zu Ihrem Vorteil um

Sie nehmen eine gegen Sie gerichtete Aussagen und interpretieren Sie positiv um:

Angriff: "Sie träumen doch!"
Abwehr: "Wenn Sie mit dem Ausdruck träumen jemanden meinen, der nicht immer nur in den üblichen festgefahrenen Schemata denkt, dann bedanke ich mich für das Kompliment."

Angriff: "Das ist typisch für Sie, Sie Zahlendreher"
Abwehr: "Wenn Sie mit Zahlendreher jemanden meinen, der darauf Wert legt, dasss unternehmerische Entscheidungen auf nachweislichen Fakten baiseren, dann sind wir einer Meinung."

Angriff: "Sie machen doch aus jeder Mücke einen Elefanten."
Abwehr: "Wenn sie damit meinen, dass ich es schaffe, auch kleine Erfolge des Unternehmens groß herauszubringen, sehe ich das genauso."

5. Verlangen Sie eine Entschuldigung

Wenn jemand Sie angreift und dabei weit unter die Gürtellinie zielt, sollten Sie eine Entschuldigung von der Person verlangen. Damit setzen Sie eine klare Grenze und kommunizieren, dass Sie so nicht mit sich reden lassen.

Angriff: "Wie ich gehört habe, läuft bei Ihnen ja nicht nur Ihr Bereich aus dem Ruder, sondern auch Ihr Privatleben."
Abwehr: Das ist eine Frechheit! Eben sind Sie zu weit gegangen. Herr Meier, ich erwarte, dass Sie sich für diesen Untergriff entschuldigen."

Obwohl sich die Person wahrscheinlich nicht entschuldigen wird, hat jeder im Raum verstanden, dass man Ihnen gegenüber nicht eine solche abfällige Bemerkung machen kann, ohne dass Sie hart darauf reagieren. Wenn sich die Person nicht entschuldigt, verlassen Sie – wenn es die Situation erlaubt - den Raum, denn ein Weitermachen in der Sache ist jetzt ohnehin nicht mehr möglich.

Quelle: Alexander Groth: Führungsstark in alle Richtungen; Campus Verlag, 2008

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