Vom Sinn schlechter Laune

Thomas Prünte

Orell Füssli Verlag, 2010

190 Seiten

Euro 20,50

Darf man sich heutzutage noch guten Gewissens schlecht fühlen? Wohl kaum. Erst recht nicht in Unternehmen, in denen die gute Miene zum bösen Spiel oft schon in Gute-Laune-Terror ausartet. Wer schlecht drauf ist, wird im Berufs- ebenso wie im Privatleben schnell als "nicht belastbar" und "nicht sehr leistungsfähig" abgekanzelt. Wer zugibt, nicht mehr zu können oder zu wollen, wird schnell beschämt. Also setzen viele Menschen lieber eine Maske auf, bemühen sich, weiter die Erwartungen anderer zu erfüllen, Leistung zu erbringen und Optimismus auszustrahlen, der ihnen innerlich schon längst abhanden gekommen ist, übergehen sich auf diese Art selbst und wundern sich, wie erschöpft und müde sie sind. Tatsache ist aber: Es ist ungeheuer anstrengend Gefühle vorzutäuschen, die man gar nicht hat.

Doch die Schwingungsfähigkeit in Moll-Tönen ist lebensnotwendig, weil sie auf Grundbedürfnisse und Sehnsüchte verweist. Oft sind es die vermeintlich unguten Gefühle, die wie ein Kompass die Richtung weisen. In ihnen sind unsere Grundwerte und Überzeugungen verborgen, die wir im täglichen Anpassungsdruck verloren haben. Sie schärfen unser Bewusstsein für Situationen, in denen es gute Gründe gibt, sich schlecht zu fühlen, etwa wenn wir einen Verlust erlitten haben, uns in einer Übergangssituation befinden, gekränkt, verärgert oder unzufrieden sind, Liebeskummer haben, krank sind, nicht die Anerkennung bekommen, die wir uns wünschen, unfair behandelt oder ausgegrenzt werden, unsere Grenzen nicht beachtet werden, eine Arbeit machen, die unserer Persönlichkeit nicht entspricht oder alleine sind und Geborgenheit vermissen.

Negative Gefühle haben also eine wichtige Alarmfunktion. Sie schlagen an, wenn akuter Handlungsbedarf besteht und warnen uns, wenn wir wichtige Bedürfnisse übergehen. In diesem lesenswerten Buch zeigt der Autor, wie wir diesen "ungewollten" Gefühlen achtsam und behutsame Art eine Stimme geben können, um ihre wichtige Botschaft zu entschlüsseln und entsprechende Handlungsstrategien zu entwickeln, um so wieder zu einem besseren und kraftvolleren Umgang mit uns selbst zurückzufinden.

Fazit: Ein lesenswertes Buch über die wichtige Funktion "schlechter" Gefühle und konkrete Wege zu einem stimmigeren Leben.

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