Psychodynamische Organisationsberatung

Mathias Lohmer (Hrsg.)

Klett-Cotta-Verlag; 2000

307 Seiten

Euro 36,-

 

 

 

Es gibt mittlerweile viele Ansätze, die beschreiben, wie Unternehmensentwicklung und Veränderungsprozesse gestaltet werden können. Dennoch sind die Ergebnisse in vielen Fällen enttäuschend. Entwicklungsprozesse scheitern oft deshalb – so lautet die These der Autoren – weil die Tiefendimensionen von Entwicklungsprozessen mit diesen Ansätzen nur unzureichend erfasst werden. Offen bleibt zumeist, wodurch Widerstände und Blockaden gegen Veränderungen entstehen und wie die für den Widerstand verbrauchte Energie in produktive Energie für die Umsetzung von Zielen verwandelt werden kann.

Die psychodynamische Organisationsberatung als eine im deutschen Sprachraum neue Form der angewandten und um betriebswirtschaftliche und systemische Kenntnisse erweiterten Psychoanalyse bringt hier eine interessante Perspektive ein. Sie nützt das in der Psychoanalyse erarbeitete Veränderungswissen  für das Verständnis und die Entwicklung von Menschen in Organisationen, vor allem, indem sie die Verbindung zwischen den rationalen Zwecken und Abläufen in einer Organisation und den unbewußten  Prozessen thematisiert.

So zeigt Mathias Lohmer in seinem Beitrag, wie psychosoziale Abwehrmechanismen unerkannt, aber folgenreich in Unternehmen wirksam werden und wie andererseits eine spezielle Haltung des „Containment“ im Führungsalltag helfen kann, Widerstände aufzulösen und Energie für Entwicklungsprozesse freizusetzen. Werner Forster verdeutlicht wiederum, wie ein Veränderungsprozeß in Organisationen untrennbar mit emotionalen Turbulenzen verbunden ist und wie diese in einer geeigneten Prozeßanlage eingefaßt und verarbeitet werden können.

Der zweite Teil des Buches kreist dann in mehreren Beiträgen um die spezielle Dynamik von Organisationsveränderungen und um die Konsequenzen, die dies auf der psychologischen Ebene für Manager und Mitarbeiter hat. So entwickeln Manfred Kets de Vries, Professor an der Wirtschaftshochschule Insead, und Katharina Balazs eine psychoanalytische Theorie der Veränderung von Individuen, Gruppen und Organisationen. Bernhard Janta stellt dann ein Evaluationsmodell vor, das anhand weniger Indikatoren ermöglicht, den positiven oder negativen Verlauf von Transformationsprozessen schon frühzeitig zu erkennen.

Ein gelungener Reader, der noch gewinnt, wenn man die Reihenfolge der Beiträge beim Lesen an den eigenen Interessen ausrichtet.

Fazit: eine erhellender Blick auf die Dynamik von Veränderungsprozessen durch die Brille von Organisationsberatern mit psychoanalytischem Hintergrund.

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