Management Audit als Gutachten

Viele Führungskräfte bei den Austrian Airlines haben innerhalb relativ kurzer Zeit bereits zwei Management Audits absolviert. Eine Erfahrung, die Manager künftig immer häufiger machen werden.

Die erste Bekanntschaft mit einem Management Audit bzw. Appraisal machten die Führungskräfte der Austrian Airlines bereits im Zuge eines großen Umstrukturierungsprojektes Mitte der 90er-Jahre. Im Rahmen dieser Neuorganisation entschloss sich die damalige Unternehmensleitung zu einem ungewöhnlichen und radikalen Schritt. Alle Führungsfunktionen der zweiten Ebene, d.h. alle Bereichsleiterposten, wurden neu ausgeschrieben. Die bisherigen Bereichsleiter mussten sich neu bewerben und sich so wie alle anderen Bewerber auch einem Management Appraisal stellen. Durchgeführt von der Firma Zehnder International.

Appraisals als Basis der Neubesetzung

Die spezielle Methode von Zehnder beruht auf fünf Grundkompetenzen eines Managers, die über sein Potenzial als Führungskraft Auskunft geben können. Als da sind: unternehmerische Kompetenz, Führungskompetenz, fachliche Kompetenz, soziale Kompetenz und Veränderungskompetenz Jede dieser Kompetenzen wird durch zwei Ausprägungen weiter bestimmt. Diese wiederum werden durch jeweils fünf bis 10 Indikatoren weiter erläutert.

Auf Ebene der Indikatoren gibt es die Werte 0 für nicht vorhanden, 1 für vorhanden und 2 für überdurchschnittlich vorhanden. Die aufsummierten Werte in diesen Grundkompetenzen münden dann in eine Portfoliobewertung, die über sechs Typen von "Star" bis zu "Problemfall" reicht. Das schriftliche Gutachten gibt Auskunft über die Bewertung dieser Kompetenzen, enthält die Gesamtbewertung samt graphischer Aufbereitung, eine Beschreibung der Stärken und Entwicklungsfelder sowie eine Empfehlung des Beraters.

Extern – intern – andere Zuschreibungen

Nach einer ersten Runde mit den Bereichsleitern wurden diese Appraisals auf die Ebene der Abteilungsleiter ausgedehnt und schließlich auch zur Auswahl von Managementnachwuchs und als Basis der neu konzipierten Nachwuchsführungskräfteprogramme eingesetzt. Zu Beginn noch ausschließlich von externen Beratern durchgeführt, entschied man sich in der Folge für ein Tandem, bestehend aus einem externen Berater von Zehnder und aus Dr. Walter Säckl, bei der AUA damals verantwortlich für den Bereich kaufmännisches Personal. Für rund ein Jahr gab es eine Phase rein intern durchgeführter Audits auf Basis desselben Systems, ebenfalls mit zwei Interviewpartnern, diesmal in der Kombination von Walter Säckl als Personalleiter und einer Führungskraft auf Bereichsleiterebene. Dieses System, so Dr. Säckl "hat sich aber nicht wirklich bewährt, schlicht aus dem Grund, weil die Personalabteilung ein anderes Image und Standing hat als ein externer Berater", weshalb man in der Folge wieder den externen  Berater mit einband.

Neuer Boss, neues Audit

Während die Appraisals mit Egon Zehnder von der Personalabteilung mit initiiert wurden und nur die Austrian Airlines betrafen, ging die nächste Auditierungsrunde dann vom – neu ernannten – Vorstand aus. Um sich schnell ein Bild des vorhandenen Managementpotenzials verschaffen zu können und als Basis zu treffender Personalentscheidungen im Zuge erneut notwendiger Umstrukturierungen kam es ein weiteres Mal zu einem breitflächig durchgeführten Audit, diesmal jedoch für die gesamte AUA-Gruppe, mit konzernweit etwa zwei- bis dreihundert Führungskräften auf Bereichs- und Abteilungsleiterebene. Nun durchgeführt von der Firma Spencer Stuart. Die Einladung zu den Audits erfolgte durch einen Brief des Vorstands an die betroffenen Führungskräfte, in dem das Ziel des Audits und das Instrument kurz erklärt und die jeweilige Person zum Interview gebeten wurde. Am Schluss der immer von zwei externen Beratern durchgeführten Gespräche erfolgte dann ein mündliches Feedback an die Führungskraft. Die schriftlichen Gutachten sowie die Gesamtauswertung gingen an den Vorstand als Auftraggeber, der dann, unterstützt durch die Gutachten seine Personalentscheidungen traf.

Wie reagierten die auditierten Führungskräfte auf diese Regelung? Dr. Säckl: "Jede Führungskraft hatte die Möglichkeit, sich an den zuständigen Vorstand zu wenden und Einblick in sein Gutachten zu nehmen. Das haben auch einige gemacht. Vor allem diejenigen, die das Unternehmen verlassen haben."

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