Kooperation statt Konkurrenz

Christian Felber

Deuticke im Paul Zsolnay Verlag, 2009

135 Seiten

Euro 15,40

 

Die Subprime-Hypotheken-Krise mag der letzte Dominostein gewesen sein, der die globale Finanz- und anschließende Wirtschaftskrise ins Rollen gebracht hat, dennoch war der Zusammenbruch dieses Marktes nur Ausfluss einer Entwicklung, die bis in die 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts zurück reicht und alles andere als zufällig geschehen ist. Oder wie es der Autor, Wirtschaftsjournalist und Mitbegründer  von Attac-Österreich, auf den Punkt bringt: "Die Krise war vorhersehbar und hätte verhindert werden können."

Schritt für Schritt zeichnet Felber die Entwicklung der letzten 30 Jahre nach, in denen die Politik durch bewusste und gezielte Maßnahmen den Finanzmarkt aller Fesseln entledigt und damit erst die Voraussetzungen für die Beinahe-Kernschmelze geschaffen hat. Ebenso detailreich zeigt er auch, wo überall gegengesteuert hätte werden können, was aber (bis heute) bewusst unterblieben ist. Zum Schaden vieler und Nutzen weniger. Veranschaulicht durch das Bild: "Die Regierungen der westlichen Länder glaubten in den letzten dreißig Jahren immer ehrfürchtiger an diesen Gott (namens Markt). sie stellen ‚freie‘ globale Finanzmärkte her und verzichteten auf jede vernünftige Regulierung, Kontrolle und Aufsicht dieser Märkte. Es wäre das Gleiche, als hätten sie weltweit zehnspurige Autobahnen errichtet und gleichzeitig die Straßenverkehrsordnung abgeschafft, die Verkehrsschilder weggeräumt, die Bodenmarkierungen gelöscht und die Zulassungspflicht für Kraftfahrzeuge aufgehoben. Dann wäre es nur eine Frage der Zeit, bis es zur Massenkarambolage kommt."

Was uns im Straßenverkehr als hirnrissige Idee erscheint, wurde im Finanzmarkt jedoch von Regierungen und Finanzinstitutionen als angebliche Weisheit in Stein gemeisselt: so lautet der Artikel 56 des EG-Vertrages: "Alle Beschränkungen des Kapitalverkehrs zwischen den Mitgliedsstaaten sowie zwischen den Mitgliedsstaaten und dritten Ländern sind verboten." Eine Bankrotterklärung der Politik, denn im Klartext heißt das: Kein Mitgliedsland darf den Kapitalverkehr mit einer Steueroase einschränken, kein Mitgliedsland darf Steuer- oder Kapitalflucht eindämmen, die gesamte EU darf sich nicht einmal vor spekulativen Attacken oder der Ansteckung durch eine Finanzkrise schätzen. Oder anders ausgedrückt: Die Freiheit und Sicherheit der Allgemeinheit wird zugunsten der Kapitalinteressen geknebelt. Dass das auch anders ginge und wie das im Einzelnen ausschauen würde, ist Gegenstand dieses Buches. Auch wenn manche Vorschläge auf den ersten Blick sehr radikal anmuten, beleuchten sie doch grundlegende Frage: Soll der Finanzmarkt der Wirtschaft und Gesellschaft dienen, oder soll er diese zum Nutzen immer weniger, immer Reicherer  und Schaden immer größer werdender Teile der Bevölkerungen dominieren?

Fazit: Spannend und hilfreich für alle, die die üblichen, meist oberflächlichen Erklärungen der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise unbefriedigend finden und Lust verspüren, die zugrundeliegenden Dynamiken und Zusammenhänge besser zu verstehen und über konkrete alternative Ansätze nachzudenken.

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