Innovation fördern - wie geht das?

Wertvolle Innovations-Tipps von Tom Kelley, Geschäftsführer der amerikanischen Design- und Ideenschmiede IDEO.

Beobachtung: Die Grundlage für neue Produkte ist die Beobachtung der Benutzer. Gehen Sie direkt zur Quelle, statt sich auf Focusgruppen oder Marktforschung zu stützen. Die entscheidenden Erkenntnisse beruhen häufig auf Beobachtungen der Menschen bei der Benutzung der Produkte, nicht auf dem, was sie darüber erzählen. Die Innovation beginnt mit einem unvoreingenommenen Blick!

Hinterfragen: Viele Innovationen entstehen, indem sich Menschen entweder fragen "Warum" oder "Warum nicht". Achten Sie darauf, was Sie an bestimmten Produkten oder Prozessen stört, was daran nicht stimmt oder Ihnen fehlt und erstellen Sie "Mängellisten". Sie könnten Ihr Leben verändern. Der Erfolg vieler Unternehmer beruht darauf, dass sie Menschen beobachteten, die mit verkrusteten Abläufen oder nicht user-freundlichen Produkten kämpften und sich auf die Suche nach einer Lösung für diese Probleme machten.

Träumen: Am meisten lernt man von Personen, die "abkürzen"; die etwas von dem Produkt verlangen, was es laut Handbuch nicht kann; die es anders einsetzen, als vorgesehen; die sich vorstellen können, wozu sie imstande wären, wenn man nur dieses oder jenes damit machen könnte (die einmal "träumen"). Meist werden solche Menschen aber als "Querulanten" abgewertet, weil sie unbequem sind.

Kleine Schritte: Menschen sind keineswegs immer bereit dazu, lange Gewohntes und Vertrautes für etwas Neues aufzugeben. Daher macht es manchmal Sinn, es bei einer "halben" Innovation zu belassen, um die Aufnahme im Markt sicherzustellen. (Um die tatsächliche Akzeptanz festzustellen, müssen Sie allerdings wieder Menschen im Umgang mit Prototypen beobachten!)

Tätigkeiten: Sehen Sie sich Ihr Produkt "in Bewegung" an! Es kann hilfreich sein, sich ein Produkt nicht als Substantiv, sondern als Verb vorzustellen. Z.B. nicht als Mobiltelefon, sondern als mobiles telefonieren! Wenn Sie sich ein Produkt als Verb vorstellen, können Sie besser verstehen, welchen Gebrauch Menschen von Produkten, Dienstleistungen, Räumen oder anderen Dingen machen, die Sie verbessern möchten.

Hot Groups: Die Geschichte zeigt, dass großartige Projekte und Produkte ihren Ursprung oft in großartigen Teams haben. Was sind nun deren Charakteristika? Solche Teams brauchen ein klares, greifbares Ziel, etwas unrealistische Termine, hohe Hürden die es zu überwinden gilt, Spaß trotz Drucks, Respekt für die heterogenen Fähigkeiten der Mitglieder, eine Auswahl aufgrund der Fähigkeiten anstatt von Dienstjahren oder Status und sie brauchen räumliche Nähe sowie einen "offenen Raum", der Flexibilität und Gruppenarbeit unterstützt sowie die Erlaubnis sich alles zu holen, was sie für ihre Arbeit brauchen. Auch und vor allem außerhalb des Unternehmens! Denn Hot Groups suchen den Kontakt zur Außenwelt, weil sie wissen, dass sie die benötigten Antworten nur selten im Unternehmen finden werden.

Riskieren: Bei der Firma IDEO entstehen brodelnde Teams unter anderem dadurch, dass sich die Mitarbeiter in regelmäßigen Abständen die Projekte/Teams selbst aussuchen können, in denen sie arbeiten wollen, statt wie sonst üblich zugeteilt zu werden. Ein weiterer wichtiger Punkt: Hot Groups geben sich gegenseitig Anerkennung und sie bekommen Anerkennung für gute Leistung auch dann, wenn das Ergebnis ein Fehlschlag ist. Innovation ist nun einmal risikoreich, schon vergessen?

Schnelles Prototyping: Beim Prototyping geht es darum Probleme zu lösen. Man kann Prototypen von fast allem und jedem anfertigen: von neuen Produkten, aber auch von Dienstleistungen. Es geht darum, den Ball in Bewegung zu halten und dem Ziel Stück für Stück näher zu rücken und darum, keine Zeit zu vergeuden. Gehen Sie also nie ohne einen Prototypen in eine Sitzung, am besten gleich mit mehreren, mögen diese noch so einfach und rudimentär sein. Prototypen regen die Phantasie der Menschen an und machen Dinge vorstellbar. Sie sind hundertmal besser als Papier oder Power-Point-Präsentationen. Prototypen helfen Ihnen, Fehler und Entdeckungen so schnell wie möglich zu machen und kleine, aber wesentliche Probleme der Reihe nach zu lösen. Beginnen Sie damit, bevor Sie alles wissen. Niemandem fällt es schwer, einen trockenen Bericht oder eine flache Zeichnung abzulehnen. Modelle sind hingegen oft überraschend, sie eröffnen die Möglichkeit, jemanden umzustimmen und helfen, neue Ideen zu akzeptieren. Oder sie erleichtern schwierige Entscheidungen, wie beispielsweise jene, auf kostspielige und komplexe Merkmale zu verzichten.

Eine typische Vorgangsweise: Ein Team bekommt einige Monate Zeit, ein neues Produkt, eine Dienstleistung oder eine Marketingkampagne zu gestalten. In der Frühphase der Entwicklungsarbeit bemüht man sich dann nicht genug um Kritik oder Rückmeldungen. Die Fortschritte werden nicht regelmäßig bewertet. Bekommen die Auftraggeber dann das Ergebnis der monatelangen Arbeit zu Gesicht, erleben sie eine freudige Überraschung oder werden Zeuge eines katastrophalen Fehlschlags.

Machen Sie es anders! Versuchen Sie die Dynamik aufrecht zu erhalten. Setzen Sie immer wieder kleine Präsentationen an und zeigen Sie eine grobe Skizze oder ein billiges Schaumstoffmodell, um notfalls den Kurs korrigieren zu können. D.h. gehen Sie in kleinen Schritten vor und binden Sie die Entscheider immer wieder ein.

Zum Abschluss: Yogi Berra überbrachte uns die schlechte Nachricht: "Voraussagen sind schwer, insbesondere Voraussagen über die Zukunft." Die gute Nachricht stammt vom Schriftsteller William Gibson, dessen Romane im virtuellen Raum spielen: "Die Zukunft ist bereits hier, sie ist nur noch nicht sehr verbreitet."

Bitte bedenken Sie: Sie erzeugen nicht Produkte oder Dienstleistungen, sie erzeugen Erfahrungen! Wie innovativ sind Sie darin?

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