Groteskes Sterbegeld: "Goldene Managersärge"

In Amerika lukrieren nicht nur Top-Manager immer öfter horrende Gelder, sondern inzwischen auch schon die Erben verstorbener Top-Manager.

Die Vergütungspraktiken amerikanischer Großunternehmen gegenüber ihren Top-Managern nehmen immer groteskere Züge an. Nach dem Tod eines führenden Konzernlenkers erhalten die Erben im Land der unbegrenzten Möglichkeiten bis zu 298 Mio. Dollar. Wie das Wall Street Journal heute, Donnerstag, aufgedeckt hat, bekommen Nachkommen auch nach dem Ableben einer Führungskraft das Gehalt fünf Jahre lang plus Boni und Lebensversicherung von der Firma weiterhin ausbezahlt. Die Spitzenplätze bei den "Verstorbenenvergütungen" nehmen Brian Roberts, Vorstandsvorsitzender des Kabelfernseh-Anbieters Comcast, mit knapp 300 Mio. Dollar, Eugene Isenberg, CEO von Nabors Industries, mit 288 Mio. Dollar und James Flores, CEO von Plains Exploration & Production, mit 166,5 Mio. Dollar ein.

"Death Benefits"

"Abfindungen in diesen Dimensionen wären in Deutschland nicht vorstellbar und sind für mich darüber hinaus absolut indiskutabel", kritisiert Christiane Hölz, Vergütungsexpertin bei der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Laut Hölz ist dies eine "Frage der Angemessenheitsprüfung", wobei vor allem bei den Nachverträgen der Manager mit den Unternehmen "auch im Sinne der Anleger mehr Augenmaß gefordert" ist. Selbst die ausbezahlten Summen am Beispiel Isenberg zeigen die Verhältnislosigkeit. Würde der 78-jährige Top-Manager schon morgen sterben, erhielten die Angehörigen so viel Kapital, wie das eigene Ölförderunternehmen allein im ersten Quartal 2008 verdient hat. Dennoch scheint diese Praxis keine Ausnahme, sondern Standard zu sein.

So bieten Konzerne ihren CEOs mittlerweile üppig notierte Sterbegeld-Versicherungspakete an. Auch machen die Unternehmen den eigenen Führungskräften häufig das Angebot, im Todesfall Optionsscheine oder Aktien an die Hinterbliebenen auszubezahlen. Sogenannte "Death Benefits" haben sich durchgesetzt und zielen auf eine höchstmögliche Loyalität der CEOs ab. Diese horrenden Abfindungen werden oft auch mit "goldenen Särgen" verglichen. Da die Zahlungen scheinbar unabhängig von den unter den CEOs erzielten Performancezahlen der Konzerne erfolgen, kritisieren Experten die Praxis. Diese wiederum argumentieren damit, auf angemessene Weise für die Angehörigen nach dem Tod zu sorgen. Mit diesen "Pay Packages" wollen die Firmen verhindern, dass leitende CEOs früher ausscheiden oder gar zur Konkurrenz wechseln. Das Argument, CEOs oder Vorstandsvorsitzende könnten noch während ihres Lebens problemlos selbst eine entsprechende Multi-Mio.-Lebensversicherung bezahlen und die Angehörigen auf diese Weise abfinden, scheint auf der Führungsebene nur schwer zu entkräften. Stattdessen ist es in großen US-Konzernen nach wie vor üblich, dass man für seine CEOs in eigens dafür abgeschlossene Versicherungskassen einbezahlt. Wie clever so manch hochbezahlter US-Top-Manager für den Fall der Fälle vorgesorgt hat, zeigt sich besonders bei James Bernhardt, dem CEO des Industriegiganten Shaw Group. Dieser ließ sich für 17,4 Mio. Dollar "garantieren", dass dessen Managerstab nach seinem Tod nicht zur Konkurrenz überläuft.

Quelle: Pressetext Austria am 12.06.2008

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