Garanas oder die Litanei

Matthias Mander

Czernin Verlag; 2001

347 Seiten

Euro 24,-

 

 

 

Wenn Zeitungen und Fachzeitschriften scheinbar objektiv Geschehnisse berichten und beschreiben, besteht immer die Gefahr, dass das menschlich wirklich Wesentliche dabei verloren geht. Die Romanform ermöglicht hier einen qualitativ völlig anderen Zugang, eine neue, veränderte Perspektive, wie der unter einem Pseudonym schreibende Autor, Matthias Mander, der in der Wirtschaftswelt genauso zuhause ist wie in der heimischen Literaturszene, eindrucksvoll beweist.

Seine Romanfigur Johann Zisser, beziehungsweise dessen alter ego, Max Benedikter, wird unverschuldet in drei Wirtschaftsunglücke hineingestoßen: durch einen betrügerischen Anwalt verliert er seine Eigentumswohnung, durch einen gefinkelten Anlagebetrug verliert er seine Ersparnisse und durch krasse industriepolitische Fehlentscheidungen der Verantwortlichen verliert er seinen Arbeitsplatz als Buchhalter in den Wiener Taborwerken, da er sich einer Bilanzfälschung verweigert. Mitgefühl für das Schicksal hunderter Betroffener und die Verteidigung der eigenen Existenz zwingen Zisser das Geschehen aufzuarbeiten und durchzukämpfen.

Neben dem Sichtbar- und Erlebbarmachen des Leids und Leidens der Betroffenen, des Schmerzes des Abschiednehmens, der erlittenen Demütigungen und Abwertungen gelingt Mander vor allem eines ganz vortrefflich: die moralische und ethische Fragwürdigkeit vieler sogenannter „rein wirtschaftlicher“ Entscheidungen aufzuzeigen. Etwaige Deja-vu-Erfahrungen des Lesers im Zusammenhang mit gewissen, Ende der 90er Jahre in Österreich vonstatten gegangenen Firmenkäufen- und -verkäufen, Fusionen, Übernahmen und Reorganisationen sind nicht nur Zufall.

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