Fusionitis - Warum nur?

Manager, die trotz aller damit verbundenen Schwierigkeiten Fusionen pushen, haben gute Gründe, das zu tun. Nur häufig eben nicht die, die sie ihren Mitarbeitern gegenüber nennen.

     

  • Auch Vorstände – so wie alle anderen Menschen auch - orientieren sich an dem, wofür sie belohnt werden. Die Belohnungskriterien kommen vom Eigentümer / Aufsichtsrat und von den Kapitalmärkten bzw. Analysten. Sie bewerten die Performance und sie nehmen entsprechend ihren eigenen Plänen (z.B. schnell wachsen, herausputzen und dann verkaufen) Einfluß auf den Vorstand.
  • Wenn nun die zentrale Bewertungsgröße der Vorstandstätigkeit die ist, Wachstum darstellen zu können (möglichst schnell, möglichst viel) und Fusionen in den Augen der Bewerter ein legitimes, vielleicht sogar favorisiertes und noch dazu relativ einfaches Mittel sind (jedenfalls einfacher, als aus eigener Kraft solche Umsatzzuwächse zu erzielen), dann sind Unternehmenskäufe auch für eher skeptische Manager eine hoch attraktive Option.
  • Dass sich das oft genug mit persönlichen Motiven vermischt (ich bin der größte, tollste, teuerste, reichste...) ist klar. Mit dem Strom zu schwimmen ist ungefährlicher als gegen den Strom zu schwimmen. Wenn etwas schiefgeht, sind sowieso andere schuld. Banken, Berater, ....Außerdem: Wenn der Aufsichtsrat drängt, bitte sehr!
  • Da viele Bewertungs- und Beurteilungskriterien der Analysten und Aufsichtsräte immer kurzfristiger werden und den Managern damit immer weniger Zeit bleibt, Ergebnisse vorzuweisen, ist ein systematisches Integrationsmanagement auch nicht attraktiv, da es sich in seinen Wirkungen vor allem längerfristig rentiert. Primär geht es um die Frage, sind mögliche strategische Vorteile für den Kapitalmarkt plausibel darstellbar? Ob sie dann auch erreicht werden ist sekundär, dann bis dahin steht vielleicht schon die nächste Fusion an. Daher gibt es oben einfach andere Prioritäten als Integrationsmanagement. „Die Abteilungen können ja Teamtrainings machen.“

04.2001

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