UniCredit Bank Austria: New Private Banking Leader

Ein neu entwickeltes "Basic Leadership Program" in der Division Private Banking der Bank Austria.

Die strukturelle Verankerung

Die UniCredit Bank Austria – ein Mitglied der italienischen UniCredit – ist in vier Business Divisionen gegliedert: Privatkunden, Klein- & Mittelbetriebe (PKMB), Corporate & Investment Banking (CIB), CEE Banking und Private Banking (PB). Die Division Private Banking – repräsentiert durch die beiden Marken Bank Austria Private Banking und Schoellerbank – betreut an 25 Standorten in ganz Österreich mit ca. 560 Mitarbeitern Stiftungen sowie vermögende Privatkunden mit einem Anlagepotenzial von mindestens 500.000 Euro. Human Resources (HR) Private Banking betreut beide Marken der Division.

In der Führungskräfteausbildung der UniCredit gilt grundsätzlich: Die Leadership-Ausbildung der oberen Konzernebenen obliegt dem "UniManagement Center" in Turin, der Leadership-Akademie der UniCredit-Gruppe. Das UniManagement Center ist speziell für die Zielgruppe der Executives und Group Talents zuständig und steuert gemeinsam mit der Global Executive Development Einheit zwei periodische, strukturierte HR Prozesse: EDP, den "Executive Development Process" und TMR, den "Talent Management Review". Wer zu einer dieser beiden Zielgruppen gehört und nominiert wird, hat z.B. die Möglichkeit, die englischsprachige Ausbildung in Turin zu absolvieren. Zusätzlich gibt es in Österreich die Bank Austria Trainings- und Development Abteilung, die für alle Divisionen der Bank Austria auch lokal ein umfassendes Learning & Development Angebot hat, z.B. deutschsprachige Führungsseminare für Filialleiter.

Über diese Angebote hinaus entstehen mitunter spezifische Programme für einzelne Divisionen. Ein Beispiel dafür ist eine spezielle Leadership-Ausbildung, die 2011 im Bereich Private Banking konzipiert und in Kooperation mit dem UniManagement Center in Turin durchgeführt wurde.

Die Ausgangslage

Ausgangssituation in Österreich war, dass im Bereich Private Banking in den vergangenen zwei bis drei Jahren rund 15 Führungskräfte neu ernannt worden waren. Beispielsweise Filialleiter, Abteilungsleiter oder Regionalleiter. All diese Personen übernahmen erstmals eine Führungsfunktion, was dem Beginn einer neuen Profession gleich kommt.

In Gesprächen zwischen den zuständigen HR Managern der Division Private Banking - Costanza Ramorino und Dr. Stefan Teufl - und leitenden Führungskräften reifte der Plan, diese neu ernannten Führungskräfte hinsichtlich ihrer Führungsverantwortung gezielt zu unterstützen und zu professionalisieren. Teilnehmer des Programms "New Private Banking Leader" waren somit neu ernannte Führungskräfte aus der Schoellerbank, Bank Austria Private Banking sowie der UniCredit Leasing Austria, einer weiteren Tochtergesellschaft der UniCredit Gruppe, die die Gelegenheit ergriff, ebenfalls einige neu ernannte Führungskräfte als Teilnehmer in das neue Programm zu entsenden.

Die Konzeption des Curriculums wurde wesentlich vom HR Private Banking Team geleistet, in enger Abstimmung mit den Auftraggebern aus dem Business und mit einer italienischen Kollegin von UniManagement, die aufgrund ihrer ausgezeichneten Deutschkenntnisse dann auch die Rolle der Trainerin bzw. des Facilitators im Programm übernahm. Gleich zu Beginn definierten sie drei grundsätzliche Zielsetzungen:

  • eine gute Mischung zwischen der Vermittlung von Tools und Techniken, die für eine neu ernannte Führungskraft nötig sind und der Betonung von Reflexion und Auseinandersetzung mit der eigenen Führungspersönlichkeit: Was bedeutet es, erstmals in eine Führungsfunktion zu kommen? Wie schaut meine Rolle als Sandwich-Manager aus? Was sind mögliche Rollenkonflikte, etc.?
  • Bei Leadership Ausbildungen in der UniCredit ist es mittlerweile Standard, die Selbstreflexion im Vorfeld einer Teilnahme an einer Führungskräfteausbildung anzustoßen (z.B. durch Selbsteinschätzungstools wie das Emotionale-Intelligenz-Modell oder das Leadership Competency Modell der UniCredit). Dieser Ansatz sollte sich auch in dieser Ausbildung niederschlagen.
  • Der dritte, sehr wesentliche Nebeneffekt war die bewusste und gezielte Förderung der Vernetzung, des Austausches  und des Voneinander-Lernens über die drei Unternehmen hinweg.

Der Programmaufbau

Das Curriculum konzentriert sich auf die basic leadership skills und die Auseinandersetzung mit der eigenen Person und Rolle und umfasst drei Module (siehe Graphik):

  • 1. Modul: "ME, as a part of the UniCredit Group", 3,5 Tage.
    Im Zentrum des 1. Moduls steht die Beschäftigung mit der eigenen Person, dem eigenen Rollen- und Führungsverständnis (die Persönlichkeit der Führungskraft auf Basis des Leadership Competency Modells). Das Modul enthält viele Selbstreflexionselemente und beinhaltet einen Kaminabend mit dem Vorstand, an dem dieser seine Erwartungen an die Führungskräfte erläutert und die Möglichkeit besteht, ausführlich mit ihm darüber zu diskutieren.
  • 2. Modul: "Change & Conflict Management", 2 Tage.
    Im Private Banking Bereich wurde kürzlich ein neues Advisory Modell bei den Kundenberatern eingeführt. Dabei stellen sich auf Führungsebene Fragen wie: Wie gehe ich als Führungskraft mit dem neuen Modell um? Welche emotionalen Phasen gibt es in einem Change Prozess und wie agiere ich in diesen Phasen? Wie kommuniziere und unterstütze ich meine Kundenbetreuer bei der Implementierung des neuen Modells?
  • 3. Modul: "Execution, Motivation & HR Tools“". Ebenfalls 2 Tage:
    Im Mittelpunkt des abschließenden Bausteins stehen Tools wie Feedbacktechniken, Basis-Coachingtechniken oder HR Tools, bei denen es wesentlich um die gelungene Gestaltung der Interaktion geht.

Zwischen den einzelnen Modulen gab es Peergruppen-Treffen, ein 360°-Feedback auf Basis des zugrundeliegenden Leadership-Kompetenzmodells sowie sogenannte Learning Efficiency Checks, um auf Basis dieser Rückmeldungen die Feinkonzeptionen der noch ausstehenden Module gegebenenfalls noch anzupassen. Weiters, um ein unmittelbares Feedback der Teilnehmer über die Anwendbarkeit des Gelernten für die Führungspraxis zu erhalten.

Wichtige Basis des Curriculums war ein Lernansatz, der darauf abzielt, nicht einzelne Seminare anzubieten, bei denen sich die Leute in einer Konsumentenhaltung berieseln lassen, sondern der die Teilnehmer gemäss dem effective Learning Motto „Learning is a process not an event“ bereits frühzeitig in den Lernprozess mit einbindet. Daher absolvierten die HR Manager von Private Banking im Vorfeld eine Art Roadshow, in der sie das Programm den Teilnehmern und ihren Führungskräften vorstellten und Einschätzungen einholten. Einschätzungen der Teilnehmer (Wie erlebe ich unsere Unternehmenskultur? Was sehe ich als Stärken und Entwicklungsnotwendigkeiten unseres Bereichs? etc.) ebenso wie Einschätzungen, Vorstellungen und Erwartungen ihrer direkten Vorgesetzten, deren Einbindung bekanntermaßen wesentlichen Einfluss darauf hat, was und viel von den Teilnehmern im operativen Alltag dann wirklich angewendet und umgesetzt wird. Das Programm wurde daher auch in Managementmeetings kommuniziert, vorgestellt und diskutiert, um sicherzustellen, dass möglichst alle Vorgesetzten das Programm kennen und wissen, was die Zielsetzung ist und was damit erreicht werden soll.

Aufgrund der unternehmensübergreifenden Durchführung ging die Vorbereitung des Curriculums auch mit einem intensiven Kommunikations- und Abstimmungsaufwand u.a. mit der Holding, UniManagement in Turin und HR Austria einher. Verrechnet wurden Tagsätze, vergleichbar mit einem externen Berater. Die Akademie in Turin stellte der Bank Austria in Wien die Kosten für Vorbereitung und Durchführung in Rechnung, die wiederum die Rechnungen an jene Unternehmensteile bzw. Bereiche weiter fakturierte, die die Teilnehmer entsendet hatten. Für Dr. Stefan Teufl, der die Entwicklungs- und Vorbereitungsarbeit geleistet hatte, war es "Teil meines HR-Jobs, das Projekt zu leiten und gut zu betreuen". Der immaterielle Lohn: Das Programm kam derart gut an, dass kurz nach Ende der ersten Durchführung bereits der Beschluss fiel, es auf alle Divisionen der Bank Austria auszudehnen.

Ergänzender Tipp: Anna Simioni, Head of Corporate Learning in der UniCredit Group und CEO of UniManagement, beschreibt in einem spannenden ca. 45-minütigen Vortrag bei einer Veranstaltung des IFF Ende 2010, wie sie mit ihrer Mannschaft das Mindset der Top-Manager des UniCredit-Konzerns hinsichtlich ihres Lernverständnisses herausfordert und zu verändern versucht. http://vimeo.com/18082058  

...zurück zum Seitenanfang

Teilen: