Führungskräfte vor dem Absprung

Eine Umfrage des Executive Search Unternehmens Stanton Chase zur Stimmungslage österreichischer Führungskräfte brachte alarmierende Zahlen ans Tageslicht: die Wechselbereitschaft der Spitzenkräfte in den heimischen Unternehmen ist extrem hoch.

Ende 2010, Anfang 2011 führte das Executive Search Unternehmen Stanton Chase  in Österreich eine Umfrage unter 1500 Führungskräften durch, unterteilt in drei Kategorien: ihre Einschätzung zur allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung, zu persönlichen Karrierethemen und ihrer beruflichen Wechselbereitschaft. Auf die Frage, wie stark ihr Interesse  sei, eine andere Karrieremöglichkeit in Erwägung zu ziehen, antworteten 82 Prozent der Befragten, ihr Interesse sei "hoch" oder "sehr hoch". Anders gesagt, vier von fünf Führungskräfte warten nur auf das passende Angebot, um dem Unternehmen, in dem sie aktuell tätig sind, den Rücken kehren zu können. Die höchste Wechselbereitschaft weisen übrigens Manager im Konsumgüterbereich auf, von denen sich knapp 90 Prozent "interessiert" bis "sehr interessiert" an einem neuen Arbeitgeber zeigen. Betrachtet man die Ergebnisse nach Altersgruppen, so ist die Gruppe der 40-49-Jährigen mit 86,6 Prozent "interessiert" oder "sehr interessiert" an einem Wechsel.

Wechselmotive

Ausschlaggebend für einen Wechsel, so ein weiteres Ergebnis der Befragung, ist aber nicht vorrangig der Wunsch nach mehr Gehalt, sondern vor allem nach höherer Arbeitszufriedenheit, was den Unternehmen wohl nicht gerade ein gutes Zeugnis ausstellt. Wie also lässt sich dieser Wert erklären? Eine große Mehrheit von 84,5 Prozent der Spitzenkräfte schätzt die "Herausforderung" und das "persönliche Wachstum" als "sehr wichtig" für die Zufriedenheit ein. An zweiter Stelle der "sehr wichtigen" Zufriedenheitsfaktoren bei den Managern rangiert die Möglichkeit "autonome Entscheidungen" treffen zu können. An dritter und vierter Stelle finden sich die "Unternehmenskultur" mit 62,5 Prozent und die "Übertragung von Führungsverantwortung" durch das Unternehmen mit 60,8 Prozent der Nennungen. Das Thema Geld rangiert, wie es auch andere Untersuchungen immer wieder zeigen, abgeschlagen auf dem 8. Platz und wird nur von 29% als "sehr wichtiger" Faktor für die Wechselbereitschaft genannt.

Wege zum Karriereziel

Überraschend ist auch die Einschätzung der Befragten hinsichtlich der Methoden, wie man in Österreichs Unternehmen zu Spitzenpositionen kommt. Die Befragten sollten dazu Faktoren auswählen, die ihrer Meinung nach notwendig sind, um ihre jeweiligen Karriereziele zu erreichen. 70,4 Prozent der Befragten antworteten, dass sie ihre Priorität darauf legne würden, ihr "Netzwerk" zu vergrößern. Relativ abgeschlagen liegt mit 50,5 Prozent die "Weiterentwicklung der fachlichen und persönlichen Fähigkeiten" auf dem zweiten Platz, dicht gefolgt von "erhöhtem Eigenmarketing" mit knapp 48 Prozent. Letzteres scheint vor allem für Führungspositionen im öffentlichen Dienst zu gelten, wo 71,4 Prozent der Befragten diesen Punkt als wichtigsten Faktor nannten.

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