Erlaubnisse als Gegenmittel zu Antreibern

Was man den eigenen einengenden und destruktiven Überzeugungen entgegen stellen kann.

Den fünf Antreibern – Seit perfekt! Mach´s anderen recht! Sei stark! Streng dich an! Beeil dich! - stehen fünf "Erlaubnisse" gegenüber. Sie wirken den bedingten OK-Botschaften entgegen, die von den Antreibern ausgehen (Ich bin nur dann in Ordnung, wenn ich...). Sie können selbst Botschaften sein, die ihren Ursprung in der (elterlichen) Erziehung haben. Wem allerdings seine Eltern oder andere wichtige Erziehungspersonen solche Erlaubnisse in früher Kindheit nicht erteilt haben und solche Erlaubnisse daher nicht verinnerlicht werden konnten, der kann sich solche Erlaubnisse auch jederzeit selbst erteilen. (Warum sollten Sie andere respektvoll und wertschätzend behandeln, Ihre Wünsche wahrnehmen und Ihr Bedürfnisse achten, wenn Sie das nicht einmal selbst tun?)

Wessen Verhalten von einem Antreiber bestimmt wird, sollte sich durch sorgfältige Bebachtung (z.B. dem bewussten Lauschen der inneren Dialoge) zunächst einmal sich seine Antreiber bewusst machen, um die entsprechende Überzeugung und Verhaltensweise durch eine andere, konstruktivere ersetzen zu können. Denn der Ausstieg aus einem bestimmten Antreiberverhalten bzw. Primärantreiber ist ein zunächst ein bewusster Akt. Je häufiger es einem gelingt, bewusst aus dem Antreiberverhalten auszusteigen, desto mehr verstärkt man durch das neue Verhalten auch die dafür zuständigen Erlaubnisse:

Ich will – und das ist OK so!

Den jeweiligen Antreibern stehen folgende Erlaubnisse gegenüber:

Antreiber-Verhalten Erlaubnisse
Sei stark! Sei offen und drücke deine Wünsche aus!
  • Du darfst dir Hilfe holen.
  • Du darfst deine Gefühle haben, darfst sie ausdrücken oder für dich behalten.
  • Du darfst empfänglich sein für Zuwendungen und Konfrontationen.
  • Sei perfekt! Du bist gut genug, so wie du bist! .
  • Du darfst Fehler machen. .
  • Du darfst mit anderen bei Fehlern nachsichtig sein. .
  • Du brauchst dich nicht stet zu rechtfertigen.
  • Sei (anderen) gefällig! Sei dir selbst zu Gefallen! .
  • Du deine eigenen Bedürfnisse, Gedanken und Gefühle ernst nehmen. .
  • Du bist auch dann OK, wenn andere mit dir nicht zufrieden sind. .
  • Du darfst die Dinge auch so anpacken, wie sie dir liegen.
  • Beeil dich! Nimm dir Zeit! .
  • Du darfst dir die Zeit nehmen, die du brauchst. .
  • Du darfst deinen eigenen Rhythmus beachten. .
  • Du darfst deine eigene Lage und Kondition berücksichtigen.
  • Streng dich an! Tu's!
  • Du darfst die Dinge ruhig und mit klarem Blick für das Nötige angehen. .
  • Du darfst deine Dinge entspannt vorausplanen. .
  • Du darfst bei deinen Dingen erfolgreich sein und dies auch genießen. .
  • Du darfst die Dinge nach deinen eigenen Kräften tun oder lassen.
  • Solch ein Wechsel in den Grundüberzeugungen gelingt nur selten von heute auf morgen, da man es hier mit tief sitzenden Überzeugungen zu tun hat. Entsprechend häufig ist die Reaktion auf diese "Erlaubnisse": "Wenn ich das glauben und mir zugestehen könnte, hätte ich ja das Problem nicht".

    Als Unterstützung auf diesem Weg bieten sich vor allem folgende Ansatzpunkte an:

       

    • Hinterfragen der Überzeugung: Woher stammt sie überhaupt? Welchen Nutzen hatte sie damals? Welchen versteckten Nutzen hat sie möglicher Weise heute noch? Was erspart mir das?
    • Erkennen, dass eine bestimmte Überzeugung zur Zeit ihrer Entstehung durchaus sinnvoll gewesen sein kann, inzwischen aber längst kontraproduktiv geworden ist: Als kleines Kind ist man tatsächlich vollkommen abhängig von der Zuneigung der Eltern, als 30, 40 oder 50-jähriger hingegen ist es zwar traurig, den Eindruck zu haben, von den Eltern nicht bedingungslos geliebt und vielleicht nie (oder nur selten) so akzeptiert worden zu sein, wie man ist, aber erstens können Sie erkennen, dass so ein Zustand heute (anders als als Kleinkind) nicht mehr lebensbedrohlich ist, zweitens gibt es möglicher Weise andere Menschen, die Sie sehr wohl so akzeptieren, wie Sie sind und drittens können Sie heute selbst entscheiden, was Sie glauben und an Ihren Überzeugungen arbeiten.
    • Typisches Kennzeichen solch grundlegender Überzeugungen ist, dass sie so allgemein formuliert sind, dass sie scheinbar die alles und jedes betreffen und immer und überall zutreffen. Ein erster Schritt zur Veränderung besteht daher im bewussten Hinterfragen: Müssen Sie immer und überall perfekt sein oder nur in bestimmten Bereichen, in bestimmten Situationen, bei bestimmten Menschen? Wo haben sie schon einmal anders agiert? Gibt es Bereiche, wo Sie es sich schon bisher erlaubt haben, nicht perfekt zu sein?

    Wer z.B. die Forderung des Antreiber "Sei perfekt!" in Zukunft nicht mehr erfüllen will, "wie wenn er unter einem Zwang dazu stehen würde", der könnte folgende Vorschläge berücksichtigen:

       

    • Prüfen Sie jeweils genau, ob das, was Sie von sich erwarten, mit den tatsächlichen Erwartungen der anderen übereinstimmt.
    • Klären Sie, ob das, was Sie von sich erwarten, auch von anderen (z. B. Team- oder Gruppenmitgliedern, Mitarbeitern, Kollegen, Klassenkameraden ...) erwartet werden kann. (Sind sie deswegen mehr oder weniger "wert"?)
    • Machen Sie sich klar, welche tatsächlichen Konsequenzen entstehen, wenn Sie einen Fehler machen.
    • Zeigen Sie sich auch gegenüber anderen bei nicht schwerwiegenden Fehlern nachsichtig.
    • Probieren Sie aus, ob nicht ein anderes Zeitmanagement (z B. das Pareto-Prinzip) mehr Aussicht auf Erfolg und innere Befriedigung bringen könnte.

    Du darfst!

    Steigen Sie immer wieder bewusst aus dem Antreiberverhalten aus und verstärken Sie damit z. B. die folgenden Erlaubnisse durch ihr neues (nonverbales) Verhalten:

       

    • Du bist gut genug, so wie du bist.
    • Du darfst Fehler machen.
    • Du darfst mit anderen bei Fehlern nachsichtig sein.
    • Du brauchst dich nicht stets zu rechtfertigen.

    Niemand ist seinen Antreibern für immer ausgeliefert. Wer ein Gespür dafür entwickelt hat, kann nämlich sein Verhalten auch ändern und aus dem Antreiberverhalten aussteigen. Allerdings kann man nicht von heute auf morgen an die Stelle des Antreiberverhaltens ein anderes Verhalten setzen, es bedarf also hier der Geduld und Ausdauer.

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