Presse-Review: Einkommen und Vermögen

Interessante Beiträge, Zahlen, Daten und Fakten zur Frage von Einkommens- und Vermögensverteilung in Österreich.

Hans Rauscher über "Umverteilung"

Von der österreichischen Wohnbevölkerung stehen rund 4 Millionen aktiv im Erwerbsleben. Davon sind laut Statistik Austria 1,8 Mio. bzw. laut Wifo 2 Mio. sogenannte Nettotransferzahler: Sie zahlen mehr an direkten Steuern und Abgaben ins System ein als an sie zurückfließt.

Die obersten zehn Prozent der Einkommensbezieher (incl. Pensionisten) erwirtschaften rund 34 Prozent des Einkommens, tragen aber 56 Prozent der Steuerleistung. Das oberste eine Prozent, die "wirklich Reichen" erzielt neun Prozent der Einkommen, zahlt aber 19 Prozent des Steueraufkommens. 2,7 Mio. oder 44 Prozent der Einkommensbezieher zahlen wegen geringen Einkommens (oder Pension) überhaupt keine (Einkommens- bzw. Lohn-)steuer.

Doch die wahre Umverteilung – so Rauscher in seiner Kolumne - findet nicht durch das Steuersystem, sondern über Sozialtransfers statt: Das untere Drittel der Haushalte kriegt demnach 84 Prozents eines Markteinkommens aus öffentlichen Leistungen (ohne Pensionen) oben drauf, das mittlere 29 Prozent und das obere nur 12 Prozent. So kommt die – im Vergleich zu anderen Ländern – sehr gleichmäßige Einkommensverteilung in Österreich zustande.

Quelle: Standard am 28.01.2012

Wen beträfe eine Erbschaftssteuer?

Nach einer Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge zum Thema Erbschaften werden in Deutschland bis zum Jahr 2020 voraussichtlich Werte im Umfang von 2,6 Billionen Euro weitergegeben werden, mehr als Viertel des gesamten Vermögensbestandes der privaten Haushalte. Umgelegt auf österreichische Verhältnisse dürften im kommenden Jahrzehnt etwa 350 Mrd. Euro vererbt werden. Genauere Daten als diese doch sehr ungenaue Schätzung verspricht die Österreichische Nationalbank, die gerade an einer entsprechenden Studie arbeitet, für kommenden September.

Fakt ist, Immobilien machen ca. zwei Drittel des gesamten Vermögensbestandes in Österreich aus. In Summe beträgt das Immobilienvermögen der privaten Haushalte rund 880 Mrd. Euro, allerdings ist es höchst ungleich verteilt: Nur etwa 2 Prozent aller Haushalte besitzen rund 40 Prozent des gesamten Immobilienvermögens. Der durchschnittliche Häuslbauer verfügt über einen Hauptwohnsitz im Verkaufswert von 260.000 Euro. Mit einem Hauptwohnsitz, der 450.000 Euro wert ist, zählt man bereits zu den bestvermögenden fünf Prozent der Bevölkerung.

Eine Studie der Österreichische Nationalbank zeigt zudem: Erbschaften vergrößern die Kluft zwischen Arm und Reich. An nur rund 2 Prozent aller Haushalte wurde rund die Hälfte des gesamten Erbschaftsvolumens weitergegeben. Der Großteil der Erben (80 Prozent) hat eine Immobilie bekommen, die weniger als 200.000 Euro wert ist. Entsprechend wenige traf die frühere Erbschaftssteuer: Im Jahr 2006, dem letzten Jahr vor der Abschaffung der Steuer, trugen in Österreich 5 Erbschaftsfälle ein Viertel des gesamten Erbschaftsaufkommens, 811 Erben sorgten für 50 Prozent des Steueraufkommens. Nach Schätzung des Deutschen Instituts für Altersvorsorge werden nur 0,2 Prozent der Erben mehr als 205.000 Euro bekommen, jeder fünfte hingegen weniger als 25.000 Euro. Doch allen Zahlen, Daten, Fakten zum Trotz, die zeigen, dass die meisten Erben von einer Erbschaftssteuer gar nicht oder höchstens marginal betroffen wären, kann dieses Thema in Österreich anscheinend nicht ideologie- und erregungsfrei diskutiert werden.

Quelle: Profil, Nr. 5, 30.01.2012

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