Studie: Prinzipien dauerhaften Erfolgs

Was unterscheidet Unternehmen, die über Jahrzehnte hinweg eine Branche dominieren, von jenen Mitbewerbern mit bloß "guten" Ergebnissen? Eine umfangreiche Studie europäischer Spitzenunternehmen zeigt: Diese Unternehmen folgen eisern vier Prinzipien.

Was Jim Collins in Amerika mit seiner berühmt gewordenen Studie über dauerhaften Unternehmenserfolg Mitte der 90er-Jahre zu Tage förderte - die er dann in dem Buch "Built to Last" (auf Deutsch: "Immer erfolgreich") beschrieb - untersuchte in den vergangenen Jahren auf ähnliche Weise eine Forschergruppe um Hans Hinterhuber, Christian Stadler und Franz Mathis von der Universität Innsbruck in Hinblick auf europäische Spitzenunternehmen. Die spannenden Ergebnisse publizierte Christian Stadler kürzlich im Harvard Business Manager ("Die vier Prinzipien für dauerhaften Erfolg", Ausgabe Okt. 2007).

Ähnlich dem Ansatz von Collins verglichen die Forscher jeweils "Gold- und Silbermedaillengewinner" verschiedener Branchen miteinander, die diese Führungsrolle über Jahrzehnte hinweg aufrecht erhalten konnten und destillierten dabei jene Faktoren heraus, die den Unterschied zwischen guten und sehr guten Unternehmen erklären konnten. Mit teils durchaus überraschenden Ergebnissen. So zeigte sich unter anderem, dass – anders als erwartet - die kontinuierliche Verbesserung bestehender Aktivitäten besser ist als kontinuierliche Innovation oder dass die in den meisten Managementbüchern betonte Rolle einer starken Unternehmenskultur zwar durchaus eine Voraussetzung für Erfolg, jedoch nicht geeignet ist, den Unterschied zwischen guten Unternehmen und Spitzenleitern zu erklären.

Aus dem – oft nur mit großer Mühe zusammengetragenen, umfangreichen Datenmaterial – hat die Forschergruppe "vier Prinzipien für dauerhaften Erfolg" herausgearbeitet:

1.Effizienz rangiert vor Innovation

"Sieht man sich die Unternehmen im Zeitverlauf an, so ist den Spitzenunternehmen eines gemeinsam: Sie haben Innovation zwar nie vernachlässigt, bewerten Effizienz jedoch stets höher als Innovation. Offenbar können Unternehmen Innovationsschwächen durch eine besonders effizientes Kerngeschäft ausgleichen. Umgekehrt sind sie langfristig jedoch nicht in der Lage, Schwächen im Kerngeschäft durch bessere Innovationsprogramme auszugleichen. Oder anders ausgedrückt: Topkonzerne befördern sich nicht durch ständig neue Innovationen an die Spitze, sondern sie wachsen, indem sie aus bestehenden Innovationen das Maximum herausholen."

2.Betriebliche Aktivitäten diversifizieren

Unternehmen, die auf einziges Geschäftsfeld konzentriert sind, erzielen kurzfristig tatsächlich sehr gute Ergebnisse, jedoch verschwinden viele dieser Unternehmen bei langfristiger Betrachtung wieder von der Bildfläche. Genauso bestätigen zahlreiche Untersuchungen aber auch, dass zu breit aufgestellte Mischkonzerne strategisch wenig sinnvoll sind. Spitzenunternehmen gehen hier den Mittelweg, überlegen sehr genau, wo und wann Diversifizierung angebracht ist und sie sorgen im Sinne einer Risikostreuung für eine breite Palette an Zulieferern und Kunden.

3.Fehler immer in Erinnerung behalten

Auch wenn es banal klingen mag: Was Spitzenunternehmen von guten Unternehmen unterscheidet, ist, dass sich Manager und Mitarbeiter in Spitzenunternehmen an ihre Fehler erinnern, diese durch Geschichten als "Gedächtnis" transportieren, in neue Regeln gießen und sich so die in Krisen gelernten Lektionen tatsächlich zu Herzen nehmen.

4.Veränderungen sparsam dosieren

Spitzenunternehmen, so ein weiteres Ergebnis der Studie, unterwerfen sich nur an wenigen, sorgsam ausgewählten Punkten ihrer Unternehmensentwicklung radikalen Veränderungen, z.B. dann wenn die Neustrukturierung der geschäftlichen Aktivitäten einen klaren, jedem Beteiligten einleuchtenden strategischen Vorteil verspricht. Sie bleiben ihren Kernwerten und -prinzipien treu und gehen Veränderungen behutsam und mir Rücksicht auf die Firmenkultur an - was Geduld erfordert.

Gerade weil in den letzten Jahren modern geworden ist, ständigen Veränderungen das Wort zu reden, bedarf es einer Menge Arbeit, Prinzipien treu zu bleiben. Doch wann immer die Spitzenreiter der Versuchung erlagen und von den besagten Prinzipien abwichen – etwa indem sie begannen, Wachstum vor Effizienz zu stellen – verschlechterte sich die Leistung. Erst nachdem die Warnsignale gehört und auf sie mit einer Rückbesinnung auf die bisherigen Prinzipien reagiert worden war, besserte sich die Performance wieder.

Auch wenn jede neue Generation der Überzeugung ist, dass "heute vieles anders und nicht mit früher vergleichbar ist", ist zumindest eines unbestreitbar: Die untersuchten Spitzenunternehmen überlebten eine Weltwirtschaftskrise, zwei Weltkriege, zwei Energiekrisen und die Einführung neuer Technologien wie Telefon, Fernsehen und Computer. So ganz falsch können die Prinzipien da nicht sein.

Quelle: Harvard Business Manager, Ausgabe Okt. 2007: "Die vier Prinzipien für dauerhaften Erfolg", S.10-28

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