Was ist Coaching, was ist Mentoring?

"When Odysseus, King of Ithaka, went to fight in the Trojan War, he entrusted his friend Mentor, with the education of his son, Telemachus. Mentor’s task was to educate, train, and develop the youngster to fulfill his birthright and become king of Ithaca. It can be argued that in a democratic Society, people also have a birthright: to become all they can be. And mentors help their mentees more toward fulfilling that birthright". (Gordon F. Shea)

Das Konzept des Mentoring hat eine lange Tradition, geht doch der Begriff des Mentoring auf die Antike zurück. Die Beziehung zwischen Telemachos, dem Sohn des Odysseus und Mentor, einem griechischen Gebildeten, ist der Ursprung des Mentoring. Seit dieser ersten Mentoring-Beziehung hat sich das Konzept in vielerlei Hinsicht verändert, dennoch ist der Grundgedanke des Mentoring geblieben.

Kernstück des Mentoring ist die direkte Beziehung zwischen Mentor/in und Mentee. Dabei soll im Rahmen dieser Beziehung eine jüngere Person Unterstützung und Rat erhalten. Die MentorInnen sind in der Regel erfahrene Personen, die jüngeren Personen für einen vereinbarten Zeitraum ihre Unterstützung zusichern, ihnen bei Entscheidungen zur Seite stehen und sie auf ihrem Weg ein Stück begleiten.

Die wegweisende Definition für eine Mentoring-Beziehung imberuflichen Bereich hat Kathy Kram (mentoring at workplace, 1988) formuliert:

"A mentor is a higher ranking, influential, senior organization member with advanced experience and knowledge who is committed to provide upward mobility and support to a protege´s professional carreer."

Die MentorInnen helfen den Mentees mit ihrem persönlichen Wissen und ihrer Erfahrung bei der beruflichen Entwicklung und Karriere. Dabei versuchen die MentorInnen den Mentees Zugang zu wichtigen firmeninternen Netzwerken und ihnen Einblicke in etablierte Stukturen im Unternehmen zu verschaffen und die Sichtbarkeit der Mentee im Unternehmen bzw. in der Organisation zu verbessern.

Wichtig ist, dass es sich bei Mentoring um einen begleitenden Prozess handelt, in dem die Mentorin bzw. der Mentor die Karriere außerhalb der normalen Vorgesetzten-Untergebenen Beziehung unterstützt. Mentoring-Beziehungen sind damit geschützte Beziehungen, in denen Lernen und Experimentieren stattfinden kann und in denen potentielle Fähigkeiten und neue Kompetenzen entwickelt werden können. Wie diese Beziehung gestaltet wird, bleibt in der Regel den Beteiligten überlassen, doch können beide PartnerInnen wechselseitig voneinander lernen, neue Perspektiven wahrnehmen und so für sich selbst profitieren. Die Beziehung zwischen Mentee und MentorIn ist dabei durch die beiden PartnerInnen bestimmt und kaum mit anderen Beziehungen vergleichbar.

Wichtige Unterschiede zwischen Mentoring und Coaching

Entgeltlich - unentgeltlich

Die Beziehung zwischen Mentor und Mentee ist unentgeltlich, wohingegen (Führungs-) Coaching eine bezahlte Beratungsleistung darstellt.

Namensgebung

Ein Mentor erhält seine Bezeichnung aufgrund der Beziehung, die er eingegangen ist.

Der Coach bezeichnet sich als solcher aufgrund seiner fachlichen Kompetenz und/oder beruflichen Tätigkeit.

Aktive Hilfe – Hilfe zur Selbsthilfe

Der Mentor setzt mitunter seinen Einfluss, seine Erfahrungen, sein Insiderwissen und seine Kontakte zur Unterstützung seines Mentees ein. Der Coach nicht. Er unterstützt den Coachee dabei, im Sinne des Leitspruchs „Hilfe zur Selbsthilfe“ neue Lösungen zu entwickeln und umzusetzen.

Zieldefinition

Im Mentoring werden die Themen und Ziele gemeinsam und gleichberechtigt festgelegt.

Im Coaching kommen Zieldefinition und Inhalte vom Coachee.

Auftraggeber - Auftragnehmer

Im Mentoring können beide Partner Aufträge vergeben, als auch übernehmen und dabei ihre persönlichen Bedürfnisse einbringen.

Im Coaching ist immer der Coach der Auftragnehmer und lehnt Aufträge vom Coachee nur ab, wenn ihre Durchführung unrealistisch ist oder seiner ethischen Werthaltung wiederspricht.

Wessen Nutzen?

Der Austausch zwischen beiden Personen kann beim Mentoring kaum als einseitige Hilfestellung des Mentors gegenüber des Mentee verstanden werden. Es handelt sich vielmehr um eine gegenseitige Austauschbeziehung. Das Coaching ist hingegen klar auf den Nutzen des Coachees ausgerichtet. Es handelt sich um eine einseitige Hilfestellung zur Selbsthilfe.

Rahmen

Mentoring beschränkt sich nicht nur auf das Gespräch zwischen zwei Personen, sondern kann sich auf vielen Ebenen abspielen. (z.B. Begleitung bei Sitzungen, Zusammenarbeit bei Projekten, Vertretung von Interessen des Mentees bei Dritten.....)

Coaching ist beschränkt auf das zeitlich und örtlich klar definierte Gespräch zwischen Coach und Coachee (und sei es als Coaching am Telefon zu bestimmten Zeiten).

Involvierung - Distanz

Je mehr persönliches Interesse, Engagement und Gefühle ein Mentor dem Mentee und dem Prozess gegenüber hat, desto wirksamer kann er sein.

Je mehr ein Coach von persönlichen Interessen, Bedürfnissen und Emotionen in einem Coachingprozess beeinflusst wird, desto unwirksamer ist er.

Zeitdauer

Die primäre Stärke liegt beim Mentoring in der Qualität der persönlichen Vertrauensbeziehung, die kontinuierlich erhöht wird und auch ein Leben lang andauern kann.

Die Stärke des Coachings liegt in der Methodik, die professionelle Begleitung hingegen ist zeitlich begrenzt.

Werkzeuge

Für Mentoring gibt es keine allgemein gültigen Werkzeuge. Eingesetzt wird, was dem Mentor oder Mentee zur Verfügung steht und als nützlich erachtet wird.

Im Coaching werden spezielle Instrumente und Methoden professionell angewandt, diese können jedoch auch in vielen anderen Bereichen eingesetzt werden.

Ablauf

Mentor und Mentee planen den Prozess partnerschaftlich wie auch die notwendigen Schritte. Im Coaching liegt die Leitung des Prozesses beim Coach, die Verantwortung für die Inhalte beim Klienten.

Innen - außen

Der Mentor bezieht Wünsche und Ziele Dritter ein und unterstützt und vertritt auch den Mentee nach außen. (Gespräche mit Kollegen,  Einleitung von Maßnahmen etc.). Hier wird das soziale Umfeld mit einbezogen

Der Coach gibt niemals Informationen aus dem Prozess an Dritte weiter oder nimmt Aufträge Dritter an. Das soziale Umfeld wird ausschließlich über das Gespräch einbezogen.

Autorin: Susanne Schmölz-Walzek, 10.2001

...zurück zum Seitenanfang

Teilen: