Kreativität

Mihaly Csikszentmihalyi

Klett Cotta Verlag, 2001

646 Seiten

Euro 32,90

 

 

 

Bekannt und berühmt geworden ist Mihaly Csikszentmihalyi (gesprochen: tschik-sent-mi-hai) durch das Buch "Flow". Viel wichtiger ist jedoch dieses Buch, da sich der hier beschriebene Ansatz markant von der sonst üblichen Fixierung auf die "kreative Person" abhebt und das Phänomen Kreativität stattdessen in einen viel weiteren Kontext stellt.

Kreativität, so die zentrale Aussage des Autors, entsteht aus der Interaktion dreier Elemente, die gemeinsam ein System bilden: erstens benötigt es eine bestimmte Kultur, die symbolische Regeln umfasst, die sogenannte "Domäne" ( z.B. die Mathematik, die Physik, Literatur, Bildhauerei etc.), dazu eine Einzelperson, die etwas Neues in diese symbolische Domäne einbringt und drittens ein Feld von Experten, die diese Innovation anerkennen und bestätigen. Zu diesem "Feld" gehören all jene  Personen, die den Zugang zu Domäne überwachen und die Entscheidung treffen, ob eine neue Idee oder ein neues Produkt in die Domäne aufgenommen werden soll. In den bildenden Künsten etwa besteht dieses Feld aus Kunstlehrern, Museumskuratoren, Kunstsammlern, Galeristen, Kritikern und Mitarbeitern von Stiftungen und Behörden, die sich mit Kunstfragen beschäftigen. Dieses Feld entscheidet, welche Kunstwerke es wert sind, anerkannt, erhalten und erinnert zu werden.

Der entscheidende, weil für die Praxis so wichtige Schluss daraus ist: Was zählt, ist nicht die persönliche Kreativität einer Person, sondern ob ihr kreatives Werk in die Domäne aufgenommen und vom Feld akzeptiert wird. Das kann durch Zufall passieren oder aufgrund von Beharrlichkeit oder einfach, weil man zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Nach heute gängiger Auffassung war z.B. van Gogh ein großes kreatives Genie, das zu seiner Zeit verkannt wurde. Genauso gut lässt sich aber auch sagen, dass van Goghs Kreativität lebendig wurde, als eine ausreichend große Zahl von Kunstexperten den Eindruck gewann, dass seine Bilder einen wichtigen Beitrag zur Kunstdomäne darstellten. Ohne diese Reaktion wäre van Gogh geblieben, was er bis dahin war – ein kranker Mann, der seltsame Bilder malte.

Wer also Kreativität verstehen will, so Csikszentmihalyi, muss die Wirkungsweise von Feldern verstehen. Er muss wissen, wie sie zu der Entscheidung gelangen, ob etwas Neues in die Domäne aufgenommen werden soll oder nicht. Dass dieses Verständnis und Wissen auch und gerade für die Domäne Wirtschaft von herausragender Bedeutung ist, liegt auf der Hand.

Fazit: Ein wichtiges und faszinierendes Buch zum besseren Verständnis des Phänomens Kreativität, das durch die Beschreibung des Zusammenwirkens von "Domäne", "Feld" und persönlicher Kreativität den Blick darauf lenkt, wann und wie Kreativität zum Durchbruch verholfen werden kann.

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