Anders ist besser

Wendelin Wiedeking

Piper Verlag, München, 2006

236 Seiten,

Euro 20,50

 

 

Wendelin Wiedeking ist seit vielen Jahren nicht nur einer der erfolgreichsten deutschen Top-Manager, sondern auch einer der bekanntesten. Nicht zuletzt deshalb, weil er mit seinen Aussagen immer wieder gegen den Strich bürstet und dem Management-Mainstream ein Bollwerk guter Argumente in den Weg stellt. Damit steht er zwar nicht alleine, doch im Gegensatz zu vielen anderen Managerkollegen zeichnet ihn eine eher selten gewordene Eigenschaft aus: Er ist durch und durch glaubwürdig, da er nicht nur sagt, was er denkt, sondern auch lebt, was er sagt und sich davon auch bei starkem Gegenwind nicht abbringen lässt.

Getreu dem Motto: "Eine dominante Logik ist noch nicht unbedingt eine zwingende" feuert er in seinem neuen Buch mehrere schlüssig argumentierte Breitseiten gegen die vorherrschende Shareholder-Value-Denke und das ständige Schielen auf den Kurszettel ab. Dabei geißelt er nicht nur das fragwürdige Zusammenspiel von Banken, Analysten und Finanzpresse im Zuge von Börsengängen und bei der Entwicklung immer neuer Phantasie-Stories, um den Börsenkurs zu pushen (beispielhaft und anschaulich demonstriert anhand des Desasters beim Neuen Markt, Nemax, der 1997 gegründet wurde und bis zu seinem Ende 2003 die enorme Summe von rund 200 Mrd. Euro an Wert vernichtete), sondern er beleuchtet auch die oft unrühmliche Rolle der mit Optionen geköderten Manager. "Die eigentliche Fehlentwicklung begann mit der Verwechslung der Betrachtungsweise und Zwecksetzung der Unternehmensführung mit jener der Investoren und ihrer Consultants."

Vor allem ruft er in diesem lesenswerten Buch einige Grundsätze erfolgreicher Unternehmensführung in Erinnerung, die in den Top-Ebenen vieler Unternehmen in den vergangenen Jahren wohl etwas in Vergessenheit geraten sind. Etwa den Umstand, dass es Ziel eines jeden Unternehmens sein muss, dauerhaft und langfristig erfolgreich zu sein, was nur dann möglich ist, wenn auch das Management den Mut hat, langfristig zu denken und dann auch mit seinen Taten glaubwürdig dafür einsteht. Und zwar in der richtigen Reihenfolge: "Wir fragen uns vor jeder Entscheidung, ob sie der langfristigen Sicherung des Unternehmens dient, ob sie die Kunden begeistert, die Mitarbeiter zufrieden stellt – und logisch daraus folgend – die Aktionäre für ihr Engagement ausreichend belohnt."

Fazit: Ein eindrucksvolles Plädoyer eines Top-Managers an Top-Management und Politik, sich an die Grundsätze erfolgreicher Unternehmens- und Staatsführung zu erinnern und diese mutig zu vertreten.

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