Stellen Sie Leute ein, die Sie eigentlich nicht brauchen

Robert I. Sutton

Piper Verlag, München, 2002

337 Seiten

Euro 11,20

 

 

"Verrückt ist, wer immer wieder das gleiche tut und ein anderes Ergebnis erwartet." In diesem Sinn sind die meisten Unternehmen wohl ziemlich durch den Wind. Denn genau das tun die meisten Organisationen: Sie halten sich an die bewährten Führungsgrundsätze, legen großen Wert auf Einhaltung von Standards, stellen bevorzugt Leute ein, "die zur Kultur passen" und wundern sich gleichzeitig, warum es um Kreativität und Innovationsgeist in ihrem Unternehmen nicht gerade zum besten bestellt ist. Dabei sind diese Grundsätze keineswegs falsch, wenn es darum geht, Kernprozesse im Unternehmen möglichst standardisiert und fehlerfrei auszuführen, um die aktuellen Produkte effizient herzustellen und zu vertreiben. Allerdings – und das ist der springende Punkt - versagen die selben Grundsätze kläglich, wenn es darum geht, die Innovationskraft des Unternehmens anzukurbeln. Denn Innovation und Kreativität folgen genau gegenteiligen Regeln und benötigen daher auch ganz andere Führungsgrundsätze und organisatorische Regeln, um blühen und gedeihen zu können. Wenn Mitarbeiter ihre Aufgaben in bewährter Weise erledigen sollen, sind Unternehmen gut beraten, Varianz (im Sinn von Abweichungen) möglichst zu eliminieren. In diesen Fällen sind Abweichungen nur selten ein kreativer Akt, sondern eher ein Zeichen von schlechter Ausbildung, Unaufmerksamkeit, Unfähigkeit, gesundheitlicher Beeinträchtigung oder schlicht Dummheit. Geht es hingegen darum, neue Prozesse, Produkte und Ansätze zu entwickeln, muss die Varianz so weit wie möglich gesteigert werden, damit experimentierfreudige Mitarbeiter breitgefächerte Ideen und Verhaltensweisen ausprobieren können.

Anders als der Buchtitel vermuten lässt, ist dieses Buch kein platter Ratgeber, sondern eine fundierte und äußerst interessante Behandlung des Themas Innovation durch einen angesehenen Professor für Management Science an der Stanford University. Zu Beginn arbeitet der Autor den Unterschied heraus zwischen dem "Verwerten" altbekannter Ideen, bei dem man sich auf vergangene Erfahrungen, ausgereifte Abläufe und bewährte Technologien stützt und dem "Erkunden" neuer Möglichkeiten. Mit viel Wortwitz schildert Sutton dann einige der zentralen "Erfolgsgeheimnisse" besonders innovativer Unternehmen, denen es besser als anderen gelingt, diese Gleichzeitigkeit von Routineprozessen und "Räumen für Innovation" organisatorisch abzubilden. Danach fordert er mit seinen "11 ½ Regeln für kreative Manager" zahlreiche altbewährte Organisations- und Führungsgrundsätze heraus, um dem geneigten Leser eine gehörige Dosis Innovation zu verabreichen, was ihm auch hervorragend gelingt.

Fazit: Vor allem dann lesenswert, wenn Sie es für erstrebenswert halten, dass Ihre Konkurrenz bald einmal denkt: "Verdammt, warum ist das nicht uns eingefallen?"

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