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Je höher die Position der zu pensionierenden Person und mit je mehr Expertise und Beziehungskapital sie verknüpft ist, umso relevanter ist es für die Organisation, die „große Klammer“ von den ersten 100 Tagen zu den letzten 1000 Tagen und noch darüber hinaus zu spannen. Dies betrifft zunächst die Aufmerksamkeit und Haltung der personalverantwortlichen Führungskräfte und von HR. Diese Authentizität ist notwendig, damit nicht das eintritt, was einige unserer Befragten befürchten: "Wenn es tolle Tools gibt und das Gefühl da ist, das ist eine Pflichtübung, dann wird das alles dahin bröseln! Es darf nicht aufgesetzt sein." Entsprechend eingebettet, können sich Aktivitäten zur aktiven Ausstiegskultur schwerpunktmäßig auf die formal/organisatorische, auf die inhaltliche und auf die persönlich/emotionale Ebene beziehen. Da diese in der Praxis häufig ineinander übergehen, beschreiben wir die Maßnahmen nicht nach Ebenen getrennt. 1. Das Einrichten einer aktiven Gesprächskultur im Zusammenhang mit dem AusstiegDazu gehört zunächst ein erstes Gespräch der Führungskraft mit der ausscheidenden Person etwa 3-5 Jahre vor dem Zeitpunkt der Pensionierung rund um die Themen:
Dabei kann es sinnvoll sein, dieses Gespräch mit HR vorzubereiten bzw. nach zu besprechen, damit gegebenenfalls Maßnahmen bereits abgeleitet werden können. Werden ohnehin bereits habituell Mitarbeitergespräche geführt, empfehlen wir, diese mit der oben genannten Fokusverschiebung zu nützen. Diese Gespräche sollten jährlich wiederholt und die dort besprochenen Maßnahmen reflektiert und weiter vertieft werden. 2. Ermöglichen von Rollenanpassung im Sinnes eines alter(n)gerechten ArbeitensIn diesem Zusammenhang empfehlen wir, dass zunächst HR in Kooperation mit den Führungskräften bzw. dem Management der Organisation Varianten ausarbeitet, die es Mitarbeitern ermöglichen, die eigene Arbeit in weniger anstrengender Form weiter zu führen und gleichzeitig das angesammelte Wissen an jüngere Personen weiterzugeben. So könnte etwa ein langjähriger Verkäufer in den letzten Jahren der Berufstätigkeit seine Reisetätigkeit zurückfahren zugunsten von Beratungen oder Trainings für neuere Reisende. 3. Ein fokussiertes Seminarangebot für Personen, die in 5-7 Jahren in den Ruhestand tretenDieses Angebot sollte drei Arten von Themen betreffen:
4. Spezifische "Ausgleitpakete"Diese bieten sich an, um das persönliche Ausgleiten passend zur betreffenden Person und zur jeweiligen Organisation angemessen zu planen und zu managen. Dazu gehören:
5. Zum Wissenstransfer vor dem PensionsstichtagBis zu 10 Jahre vor dem Austritt eines Mitarbeiters, abhängig vom Spezialisierungsgrad, können umfassende Maßnahmen des Wissensmanagements sinnvoll sein, die insbesondere der Organisation helfen, den Übergang ohne größere Wissensverluste - im Idealfall gar mit Gewinnen - zu absolvieren. Für den angehenden Pensionär ergeben sich zusätzlich persönliche Reflexionspotenziale. Wissensmanagement spielt sich dabei in mehreren Handlungsfeldern ab, deren Berücksichtigung wir empfehlen:
Ganz besonders wichtig ist die Unterscheidung von implizitem und explizitem Wissen. Hier empfehlen wir den Versuch, den Mitarbeiter/die Führungskraft auch Wissensbestände explizieren zu lassen, die er sonst wahrscheinlich nur implizit mitführt, etwa Netzwerk- und/oder Organisationswissen im Gegensatz zum reinen Fachwissen. Dazu eignen sich folgende Tools: Wissenstage, Kollegiale Beratung, Best Practice, After Work Specials, Lessons Learned usw. Wir empfehlen diese Maßnahmen, sofern möglich, im engen Austausch etwa mit dem potentiellen Nachfolger zu konzipieren, so dass implizite Wissenstransfers tatsächlich stattfinden können. Schließlich ist eine individuelle Zeitplanung nötig, die in Jahresabständen die Erfordernisse des Wissensmanagements und die einzelnen Schritte (z.B. zunächst Wissen konservieren/explizieren durch Datenbanken o.ä. und später die Übertragung impliziten Wissens, Teambegleitung usw.) koordiniert, begleitet und kontinuierlich anpasst. 6. Zum Wissenstransfer nach dem PensionsstichtagRealistisch betrachtet geht es hier vor allem um die ersten beiden Jahre nach Pensionsantritt. Spätestens danach wird Wissen obsolet, Kundenbeziehungen verändern sich mit Funktionswechseln in den Kundenorganisationen und die Pensionäre selbst finden wahrscheinlich nach und nach mehr Geschmack an den Freuden des Privatlebens. Demnach gilt es zunächst zu klären, in welchen Bereichen und Funktionen Ausgleich von Engpässen bzw. Wissenstransfer nach Pensionsantritt noch sinnvoll sein könnte und zu entscheiden, welches formale Kleid dafür jeweils angemessen ist (Konsulenten- oder Teilzeitverträge, geringfügige Beschäftigung, Anstellung auf Stundenbasis). Dies kann der Organisation helfen, Engpässe, wie sie auch manchmal bei abrupten Ausstiegen passieren (wenn z.B. Stichtage sich plötzlich verschoben haben), abzufedern und ermöglicht für die Pensionäre einen sanfteren Ausstieg. Wir empfehlen, die Information zu den in diesem Zusammenhang erarbeiteten Möglichkeiten in der Organisation zu verbreiten (Mitarbeiter-Zeitung, Intranet, Info-Board,...). Dann wissen alle Beteiligten, woran sie sind und im Bedarfsfall ist schnelles Handeln möglich. Ebenfalls sinnvoll könnte die Etablierung eines sog. "Weisenrats" mit Sounding Board Charakter zu spezifisch-strategischen Fragestellungen sein. 7. StimmungstransporteureAuch um die Rolle der Pensionäre als Stimmungstransporteure weiter zu nützen, wurden in unserer Befragung zahlreiche Aktivitäten beschrieben wie beispielsweise die Einladung zu Weihnachtsfeiern und Firmenjubiläen, die Möglichkeit, Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens weiterhin zum Mitarbeiterpreis zu beziehen sowie die Firmenzeitung weiter zu erhalten. Zusätzlich regen wir beispielsweise an,
8. AbschiedsfeiernDer Bereich der Abschiedsrituale wird derzeit in den befragten Organisationen am meisten und intensivsten bespielt. Daher möchten wir dazu hier keine weiteren Empfehlungen geben. Autor: Dr. Monika Veith, C/O/N/E/C/T/A |
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