Arm und Reich

Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer. Nimmt die Ungleichverteilung auch in Europa zu? Der Befund ist eindeutig: Ja. Zahlen, Daten und Fakten zur Vermögensverteilung.

9,5 Millionen Menschen weltweit haben ein Nettovermögen von mehr als einer Million Dollar (sogenannte High Net Worth Individuals, HNWI), 95.000 besitzen mind. 30 Millionen (sogenannte Ultra High Net Worth Individuals, UHNWI). Das Nettofinanzvermögen dieser Personen stieg 2006 um 11,4 Prozent von 33,4 auf 37,2 Billionen Dollar. Die weltweite Zahl an HNWI nahm 2006 um 8,3 Prozent von 8,8, auf 9,5 Millionen zu. In Österreich stieg die Zahl um 7,2 Prozent auf 72.600 Personen. Ebenfalls nicht uninteressant: 285 Mrd. Dollar wurden von den HNWI im Jahr 2006 gespendet.
Quelle: Wirtschaftsblatt

"Kunden von Privatbanken können in Österreich mit rund 8,5 Prozent Verzinsung rechnen, sagt Gregor Erasim von CapGemini. Wer sich eines eigenen Beraters bedienen kann, vergrößert sein Vermögen also grob geschätzt rund doppelt so schnell wie der "Normalsterbliche", der bloß Massenkunde seiner Bank ist.
Quelle: Die Presse, am 30.06.2007 in "Die Reichen werden reicher"

Die Einkommensverteilung: Die reichsten 20 Prozent der US-Bevölkerung verfügen über 50,5 Prozent des gesamten Einkommens, die untersten 20 Prozent der Bevölkerung nur über 3,4 Prozent. In Österreich verfügen die reichsten 20 Prozent über 46,5 Prozent des gesamten Einkommens, die untersten 20 Prozent gar nur über 2,2, Prozent. Würde man die Vermögensverteilung mit einbeziehen, wäre die Ungleichverteilung erheblich größer. In Österreich verfügen die obersten 10 Prozent über zwei Drittel des Gesamtvermögens.

Ältere Daten:

Das Vermögen der drei reichsten Menschen der Welt hat sich seit 1994 verdreifacht und ist größer als das Bruttoinlandsprodukt der 48 ärmsten Staaten der Welt. (UNDP, 2000)
Weltweit gesehen, besitzen heute die 358 reichsten Menschen soviel wie 2,3 Mrd. der ärmsten Menschen.

1960 verdienten die reichsten 20% der Weltbevölkerung gegenüber den ärmsten 20% der Weltbevölkerung das 30fache, 1995 war es bereits das 80fache. (zitiert in: Christine Bauer-Jelinek: Business Krieger, ÖVG Verlag)

War die Schweiz 1976 „nur“ 52mal reicher als Mosambik, so betrug der Unterschied 1997 bereits das 508fache. (zitiert in: Christine Bauer-Jelinek: Business Krieger, ÖVG Verlag)

Eine jährliche Abgabe von1 Prozent des Reichtums der 200 reichsten Personen könnte laut UNO die Trinkwasserver- und die Abwasserentsorgung für alle Menschen sichern; ein zweites Prozent den Zugang zur Grundbildung für alle Menschen.

Die Entwicklungshilfe der Industrieländer an die Entwicklungsländer belief sich 1999 auf 56 Mrd. US-Dollar. Die Zinszahlungen der Entwicklungsländer an die Industrieländer betrugen im selben Jahr mehr als das Doppelte: 135 Mrd. UR-Dollar. (Weltbank, Global Development Finance). Nicht der reiche Norden finanziert den armen Süden, sondern es ist genau umgekehrt: Summiert man alle Kreditflüsse (Neukredite minus Rückzahlungen plus Zinsendienst), fließt unterm Strich Geld von Süd nach Nord – bereits seit zwei Jahrzehnten. 1999 erreichte der Nettokapitaltransfer von Süd nach Nord einen absoluten Rekord: 114,6 Mrd. US-Dollar. (Weltbank 2000)

International gesehen gehört Österreich zu den 10 reichsten Ländern der Welt. In Österreich bekommen die obersten 5 Prozent der Lohnempfänger zusammen genau soviel Geld wie die untersten 45 Prozent der Lohnempfänger. (Angaben aus: Logos: Die Geringsten, Option für die Armen in einer reichen Gesellschaft, 22.3.2003 Ö1)

In Österreich sind von 8 Mio. Einwohnern fast 1 Mio. armutsgefährdet, bereits mehr als ein Drittel, 340.000 Menschen, leben unter der Armutsgrenze. (Angaben aus: Logos: Die Geringsten, Option für die Armen in einer reichen Gesellschaft, 22.3.2003 Ö1)

Das Durchschnittseinkommen der unselbständig Erwerbstätigen in Österreich beträgt laut Arbeiterkammer monatlich 1600 Euro brutto. Das Durchschnittseinkommen von Arbeiterinnen macht 1035 Euro aus. Hilfskräfte in Verkauf und Dienstleistung, also ungelernte Frauen, verdienen ca. 900 Euro. Die Durchschnittspension aller unselbständigen Erwerbstätigen, also Männer und Frauen zusammen, beträgt 842 Euro, die der Arbeiterinnen 550. (aus: Kolumne Barbara Coudenhove-Kalergi: Oben und Unten, 21.7.2003)

Zehn Prozent der Österreicher, sagt die Caritas, sind akut arm, das heißt, sie können sich das Lebensnotwendige nicht leisten. Dazu gehören nicht nur Arbeitslose, sondern auch Arbeitende, die Working Poor. Demgegenüber verdienen die rund 5000 bestverdienenden Angestellten Österreichs im Schnitt 14.200 Euro, vierzehnmal im Jahr. Die wirklichen Spitzenreiter, die die Statistik nicht wahrnimmt, natürlich wesentlich mehr. (aus: Kolumne Barbara Coudenhove-Kalergi: Oben und Unten 21.7.2003)

Die größte Armut in den Industrieländern herrscht in den neoliberalen Vorreiter-Staaten USA (19,1%) und Großbritannien (13,5). (Die Prozentzahlen beziehen sich auf den Anteil der Bevölkerung, der unter der Armutsschwelle lebt)

In London leben 43% der Kinder und 30% der PensionistInnen unter der Armutsgrenze. (Sozialbericht der britischen Regierung 2001)

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