Action Learning - Praktiker lernen voneinander

In einem spannenden, von der GfP, Gesellschaft für Personalentwicklung, organisierten Seminar skizzierte Otmar Donnenberg, Autor des Buchs "Action Learning", die Grundannahmen, Funktionsweise und Anwendungsmöglichkeiten dieses Ansatzes.

Wenn wir an Lernen denken, denken wir fast unweigerlich an Instruktionslernen, an Schule und durchaus auch Training, wo ein "Wissender" "Unwissende" mit Informationen füttert. Die Schrittfolge hier lautet: Aufnehmen, Verarbeiten, Anwenden. Hingegen passiert Lernen beim Entdeckungslernen nach dem Muster: Erleben - Tun, Reflektieren, Generalisieren, (was haben wir gemacht, was hat funktioniert, was nicht, was können wir daraus für das nächste Mal bzw. für andere Situationen lernen...), und wiederum Erleben  - Tun, usw.

Der "Begründer" des Action Learning, Reginald Revans, beschreibt den Unterschied folgendermaßen: "Wir müssen die simple Tatsache akzeptieren, dass es etwas anderes ist, ob man den menschlichen Geist für die unbekannten Fragen der Zukunft öffnet oder ob man ihn mit den Antworten füllt, zu denen Generationen von Forschern in der Vergangenheit gelangt sind."

"Ein Organismus, der morgen meistert, was ihn gestern zu vernichten drohte, ist ein lernender Organismus."
Reginald Revans

Schon 1945 meinte er in einem wegweisenden Aufsatz: "Alle, die mit Problemen bei der Arbeit zu tun haben, können sehr viel lernen und selbst eine Menge geben, wenn sie sich mit ihren Kollegen über ihre Erfolge und Schwierigkeiten austauschen." Diesen Grundgedanken, gemeinsam in einer Lerngruppe die eigenen, aktuellen Probleme zu bearbeiten, realisierte Revans erstmals, als er in den 50er-Jahren vor der Aufgabe stand, eine Akademie für Bergwerksdirektoren aufzubauen.

Statt nun eine Reihe von Professoren um sich zu versammeln, die dann den Bewerkwerksdirektoren erzählen würden, wie man Bergwerke managt, ging er mit den Teilnehmern in ihre Bergwerke, hinunter in die Schächte. Diese Ausflüge hießen dann "walk of shame", weil die Kollegen sich selbst ein Bild machen konnten und all die Schwächen und Gefahren sahen. Gleich vor Ort setzten sich die Teilnehmer dann zusammen, um dem jeweiligen Direktor Feedback zu geben, ihre Beobachtungen mitzuteilen und gemeinsam zu überlegen, wie die entdeckten Fehler behoben und die Abläufe verbessert werden konnten und um die Frage zu klären, wie die dafür nötigen Managementmaßnahmen aussehen müssten.

Es ging also um ein Erschließen des Schatzes an Erfahrungen, der bereits da war, um ein voneinander Lernen. So überzeugte Revans 20 Grubenmanager, dass sie mehr Kohle aus den Schächten fördern und gleichzeitig die Verletzungsgefahr für die Arbeiter verringern könnten, wenn sie sich alle darüber einig wären, dass es Probleme bei ihrer Arbeit gab, die sie nicht voll verstanden, die sie jedoch klären und überwinden könnten, indem sie sich gegenseitig unterstützten.

Und um einem häufigen Missverständnis vorzubeugen: Action Learning ist nicht nur Erfahrungsaustausch, sondern ein bestimmtes "Setting", wo eine Gruppe von Praktikern mit Hilfe gemeinsamen Lernens und gegenseitiger Unterstützung konkrete, drängende Arbeitsprobleme löst. Vor allem aber gilt: Zuerst kommt das Tun, dann das darüber Reden.

Autor: Mag. Peter Wagner

...zurück zum Seitenanfang

Teilen: