Knowledge Flow Assessment - Wissen ist messbar

Wie betreibt man Wissensmanagement? Was heisst es eigentlich, sein Wissen optimal zu managen? Wie sieht das konkret aus? Das fragen sich zur Zeit viele Unternehmen: Was ist zu tun, um es besser zu machen? Und zuvor noch: Wie fit sind wir bereits? Mit dem Knowledge Flow Assessment (KFA) lässt sich eine Einschätzung der Wissensbestände und -flüsse eines Unternehmen vornehmen.

Wissen ist zentrales Asset des Unternehmens, doch Wissen ist ein anderer Stoff als Geld, Maschinen oder Personal. Darum bebedarf es auch anderer Messinstrumente. Schließlich kann man Wissen nicht einfach wie Äpfel oder Birnen abzählen. Im Mittelpunkt des Knowledge-Flow-Assessments (KFA) steht die Überlegung, dass ähnlich wie bei der Messung des menschlichen Kreislaufs, der Status des Fliessens und Pulsierens der relevanten „Säfte“ wichtige diagnostische Informationen über Kondition und Verfassung ergibt. Die Frage ist also - analog einer Blutdruckmessung: Wie und wie stark fließt Wissen im Unternehmen?

„Knowledge Stocks and Flows“

Als „Stocks“ werden Individuum, Gruppe und Organisation bezeichnet, da sie gleichsam die Bestände an Wissen im Unternehmen darstellen. Die „Flows“ sind die Flüsse zwischen diesen Ebenen. Zentral für Wissensmanagement ist die Unterscheidung, auf welcher Systemebene Wissensnutzung oder –entwicklung stattfindet, denn Wissen und Lernen unterscheiden sich systematisch in ihren Formen und Dynamiken, je nachdem ob es um

geht. Jedes der drei Systeme folgt seinen eigenen „Gesetzen“. Das Lernen einer Mitarbeiterin oder eine Führungskraft läuft anders ab, als das eines Teams oder einer Organisation insgesamt. Es macht einen Unterschied, ob eine Mitarbeitern für sich eine neue Lösung entwickelt, ein Team Erfahrungen eines Projektes auswertet und dokumentiert, oder organisationsweit eine Knowledge Map des Unternehmens erstellt und ins Intranet gestellt wird.

Diese drei Ebenen definieren die „Knowledge-Stocks“ des Unternehmens:

     

  • Personen: Niveau der Kompetenzen und Lernfähigkeiten
  • Gruppen/Teams: Communities of Practice; Kooperationsformen, Vernetzungen
  • Organisation: Flexibilität, Innovationskompetenz

Fragen über Fragen

Durch einen ursprünglich in Kanada entwickelten und in der Folge modifizierten Fragebogen mit rund 90 Fragen, die hinsichtlich Kultur und Sprache jeweils ans konkrete Unternehmen adaptiert werden, können sowohl diese „Stocks“ und die „Flows“, also die Flüsse zwischen den Ebenen, identifiziert werden. Alle Dimensionen zusammen definieren die Performance des Unternehmens, also den Unternehmenserfolg. Das ist insofern entscheidend, da kein Unternehmen Wissensmanagement als l’art pour l’art betreiben, sondern gezielt Wert steigern möchte. Anders formuliert: Knowledge Flow bedeutet Cash Flow!

Befragt werden bei diesem AC üblicherweise alle Mitarbeiter und Führungskräfte hinsichtlich des Ist-Zustandes als auch hinsichtlich des Solls (wie ist es, wie sollte es ein). Dabei geht es um die Summen (und Abweichungen) aller individuellen Einschätzungen (die man über sich selbst vornehmen muss und nicht über andere!). Die Erfahrung ist regelmäßig, dass einzelne Fragen zwar lapidar erscheinen, aber die Gesamtheit ihre Wirkung zeigt; auch darum, weil das Gesamtmodell, das dann die Ergebnisse erst erzeugt, nicht einsehbar ist - was insofern wichtig ist, weil damit die Ergebnisse nicht gesteuert werden können.

Beispiele für solche, jeweils auf einer Skala von 1-6  beantwortbaren AC-Fragen wären:

     

  • Ich experimentiere mit neuen Ansätzen und Methoden
  • Wir tendieren dazu, eher Kompromisse zu machen als Konflikte auszutragen
  • Wissen und Information sind für den Einzelnen - auch unabhängig von den hierarchischen Wegen - einfach zugänglich.

 

Besseres Wissensmanagement – das läßt sich bereits durch Studien belegen - führt zu besseren Resultaten. So ergab eine Untersuchung der Universität Graz von Pulic et al. über den Einsatz des intellektuellen Kapitals in österreichischen Banken, dass die Oberösterreichische Landesbank als schlechteste der untersuchten Banken, gemessen an der besten, „Die Steiermärkische“ statt 375 Mio. öS mehr als doppelt so viel Wertsteigerung, nämlich 803 Mio. öS erzielen würde. Quite a difference.

Mit einer Erhebung alleine ist es natürlich nicht getan, sie ist erst der Beginn. Sie dient dazu, dass das Unternehmen einmal weiß, wo es steht, gerade auch im Vergleich mit anderen Unternehmen. Neben dieser "relativen" Einschätzung gewinnt das Unternehmen Aufschluss darüber, wo es gut, passabel und/oder auch schlecht ist - und daraus leiten sich dann die Schritte ab. Etwa:

     

  • Projekte der Lernpartnerschaft mit anderen Unternehmen zur Verbesserung des Flusses externen Wissens
  • Maßnahmen auf Gruppenebene
  • Aktionen des organisationalen Lernens (Erfahrungslernen, Storytelling, Dialoge u.a.)
  • Die Bearbeitung des Führungsverständnisses im Unternehmen
  • bereichsübergreifende Projekten zu besseren Integration des unternehmensweit verstreuten Wissens,
  • oder auch die Einführung eines Intranets und vieles mehr....

03.2000

Zum Autor:

Christof Schmitz, der Entwickler des Knowledge Flow Assessment (KFA), ist Inhaber der Beratungsfirma Corporate Pragmatics, Zürich und Autor mehrerer Bücher und Aufsätze zum Thema Wissensmanagement.

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Dr. Christoph Schmitz, Corporate Pragmatics