Facts & Figures im Beratermarkt

Verlässliche Zahlen zum Weiterbildungs- und Beratungsmarkt im deutschsprachigen Raum sind dünn gesät. Eine Zusammenstellung.

Datenmaterial zur Entwicklung des Trainings- und Beratungsbereichs ist zum einen äußerst dürftig, zum anderen durchaus kritisch zu hinterfragen, da die von den Anbietern bekannt gegebenen Zahlen mitunter eher der Eigen-PR als der Wahrheit verpflichtet zu sein scheinen.

Eine der wenigen Orientierung stiftenden jährlichen Datensammlungen stammt von der FEACO, der „European Federation of Management Consultancies Associations“. Zwei weitere seriöse Quellen sind die „Facts and Figures zum Beratermarkt“ des BDU, Bundesverband Deutscher Unternehmensberater, sowie die vom Kommunikationsunternehmen Lünendonk jährlich erhobenen Lünendonk-Listen und Lünendonk-Studien.

BDU-Studie (Zahlen aus 2001)

Zahlen für Deutschland:  Die 14.500 Beratungsfirmen erzielten im Jahr 2001 mit ihren 70.000 Berater einen Gesamtumsatz von knapp 12,9 Mrd. Euro, um 5,5 % mehr als im Jahr davor. Im Jahr 2000 lag das Umsatzwachstum noch bei 11,8 %, 1999 bei 13,5 %. Für 2002 geht die Branche von einem stabilen Branchenumsatz aus, maximal wird ein Wachstum im unteren einstelligen Bereich erwartet.

Interessant ist, dass das Marktwachstum zum überwiegenden Teil von den Top 40 geprägt wird. Die größten 40 Gesellschaften teilen sich 50% des Marktes auf und wuchsen im Jahr 2001 noch um 11,6 %. Die mittelgroßen Gesellschaften (4.500 Firmen) vereinen rund 34% Marktanteil auf sich und wuchsen 2001 nur um 2,1%. Die kleineren Unternehmen mit einem Umsatz unter 500.000 Euro (9.960 Firmen) haben einen Marktanteil von 16,2 % und schrumpften gar um 1%. 

Bemerkenswert ist auch das Wachstum der einzelnen Beratungsfelder. Während die Organisationsberatung im Vergleich zum Vorjahr um 17,8 Prozent (Marktanteil 27,5%) und die Strategieberatung um 11,5 Prozent (Marktanteil 29,2%) zulegte, musste das Beratungsfeld IT-Beratung/IT-Services (Marktanteil 39%) ein Minus von 5,7 Prozent hinnehmen. Die Beratungsleistung im Bereich HR-Management (Marktanteil 4,3%) ging um 1,9% zurück.

Die BDU-Studie finden Sie als PDF-Datei unter: http://www.bdu.de/downloads/BDU_Studie_Facts%20and%20Figures2001.pdf, weitere Daten unter www.bdu.de dann button „Presse“, „Materialien“, „Marktdaten“.

FEACO (Zahlen aus 2000)

Die „European Federation of Management Consulting Associations“ repräsentiert 23 nationale Beratungsverbände und gibt einen jährlichen Report über den Managementberatungsmarkt heraus.

Den FEACO-Zahlen  zufolge betrugen die gesamteuropäischen Beratungsumsätze im Jahr 1999 36 Mrd. und im Jahr 2000 42,5 Mrd. Euro (+ 18%). Davon entfielen 2000 28,5 Prozent auf Deutschland, 25,8 % auf England, 17,1 % auf Frankreich, 7,5 % auf Skandinavien und 1,1 % auf Österreich. Die Gesamtzahl der Berater schätzt die FEACO europaweit auf rund 280.000 Consultants.

Gemäß den FEACO-Angaben teilen sich die Top-20 Berater 50% des Marktes, die Mittelunternehmen (7100 Firmen) haben einen Marktanteil von 41%, und die kleinen Firmen (40.400, d.h. 85% der Anbieter) streiten sich um 9% des Marktes.

40% der Beratungsleistungen sind IT-Consulting, gefolgt von 25, 8 % Strategieberatung, 20,2 % Operations Management, 8,3 % Outsourcing und 5,4 % HR-Consulting. Die größten Wachstumsraten hatte im Jahr 2000 die Strategieberatung mit 20,5 % plus, gefolgt von der HR-Beratung mit + 15 %, IT mit plus 12,8 % und Operations Management mir + 9 Prozent.

Weitere Infos unter: www.feaco.org siehe:  „publications“: The Survey of the European Management Consultancy Market 2000

Wirtschaftskammer

Laut österr. Fachverband für Unternehmensberatung gibt es in Österreich rund 5.280 Unternehmensberater (Stand 2002). Rechnet man die ruhend gestellten und die nicht im Vollerwerb betriebenen Berater heraus, kann man von ca. 3200 Mitgliedsfirmen ausgehen. Davon sind 85% Einzelberater oder kleine Firmen mit bis zu 5 Mitarbeitern. Der Branchenumsatz wird auf ca. 560 Mio. Euro geschätzt. Das Wachstum bei den Mitgliederzahlen ist mit 12-15 % pro Jahr deutlich höher als das Marktwachstum von 8-10%. Der Beratungskuchen muss also auf mehr Köpfe verteilt werden, d.h. die Konkurrenz wird härter. www.ubit.at

Weiterbildungsdaten

Während es im Bereich der Unternehmensberatung zumindest ungefähre Zahlen gibt, existieren im Bereich der beruflichen und betrieblichen Weiterbildung allenfalls vage Schätzungen.

BBW

Eine der wenigen Studien, die etwas Licht in die Weiterbildungsszene bringen, heißt „Weiterbildungsträger in Deutschland“ und stammt vom Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw). In dieser Studie konnten in Deutschland 28.517 rechtlich selbständige Bildungsunternehmen eruiert werden, die in vier Kategorien eingeteilt wurden: unternehmensnahe Weiterbildungsträger (z.B. Siemens, Audi); verbandsnahe, soziale, gewerkschaftliche und kirchliche Weiterbildungsträger; öffentliche Weiterbildungsträger und freie Weiterbildungsträger. Bei den mehr als 28.000 Firmen soll es sich lt. Verfassern um mehr als 90% der am Markt tätigen Weiterbildungsträger handeln.

Die Studie kostet 490,- Euro (Tel: 0049/831/ 527 08 12)

IW Köln

Vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln stammt die Zahl, dass die deutschen Unternehmen im Jahr 1998 ca. 17 Mrd. Euro in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investiert hätten. Der Wert dürfte bis 2000 auf etwa 20 Mrd. Euro gestiegen sein. Nun sind in dieser Zahl aber vielfach Kosten wie die Personalkosten der Bildungsabteilungen, Lohnfortzahlungen, Lehrlingskosten, Fahrt- und Übernachtungskosten etc. eingerechnet. Dementsprechend meinen Experten, dass der tatsächliche Umsatzkuchen, um den die externen Bildungsanbieter rittern, nur ein Viertel bis ein Drittel dieser Summe ausmachen dürfte, d.h. 5-7 Mrd. Euro. Laut einer Untersuchung des statischem Bundesamtes entfallen davon nur ein gutes Drittel auf die privaten Bildungsanbieter, ein Fünftel auf Bildungseinrichtungen der Wirtschaft und der Kammern sowie beachtliche 16 % Hersteller- und Lieferantenschulungen. Den Rest teilen sich Hochschulen, Gewerkschaften, öffentliche Bildungsanbieter und sonstige Anbieter.

Harramach & Partner

Für Österreich schätzt Dr. Niki Harramach anhand der schon seit Jahren von ihm gesammelten Daten aus den 800 größten Unternehmen, die hochgerechnet werden, die gesamten berufsbezogenen Weiterbildungsausgaben der Unternehmen auf ca 1,3 Mrd. Euro. Das wären ca 1,65% der Bruttolohnkosten. Davon allerdings entfielen, so Harramach, nur rund ein Viertel auf Ausgaben externe Anbieter, was ein Marktvolumen von in etwa 300 Mio. Euro ergäbe.

ManagerSeminare

Eine weitere Datenquelle ist die jährliche Trendanalyse Verlags ManagerSeminare. Eindeutig sind noch die Zahlen der Trendanalyse 2001, die rückblickend das Jahr 2000 erfassen. Hier war die Welt noch in Ordnung. Knapp die Hälfte aller befragten Anbieter meldeten eine erhöhte Auftragslage, sieben Prozent eine stark erhöhte, bei 26 % blieb die Auftragslage unverändert. Mehr als ein Drittel der Anbieter erhöhte die Honorare.

Die Zahlen für das Jahr 2001 liegen noch nicht endgültig vor, aber voraussichtlich ist auch im vergangenen Jahre ein – wenn auch geringeres – Wachstum zu verzeichnen. Wirklich spannend dürften dann die Zahlen für das heurige Jahr werden. die gibt es aber erst im Herbst 2003. s.a. www.managerseminare.de

Lünendonk

Auf der Homepage der Firma unter www.luenendonk.de unter "Presse" findet sich u.a. folgende Übersicht: "Führende Anbieter beruflicher Weiterbildung in Deutschland" (2002) Hier finden Sie führende Anbieterorganisationen beruflicher Weiterbildung in Deutschland, gelistet nach Umsatz und Mitarbeiterzahlen. Der Weiterbildungsmarkt, so Dr. Heinz Streicher, Mitverfasser der Lündendonk-Listen und -Studien, lasse sich gut in drei Bereiche unterteilen:

     

  • In den Umschulungsmarkt, bei dem von den 3,5 Mrd. Euro, die die Bundesanstalt für Arbeit (BdA) jährlich ausgibt, gut eine Mrd. Euro den Bildungsanbietern zugute komme. Diesem Teilmarkt geh es derzeit ganz gut, allerdings droht Ungemach. So forderte Florian Gerster, neuer vorstandsvorsitzender der BdA kürzlich, „Inhalt, Lehrplan und Dauer von Maßnahmen, deren Kosten das Arbeitsamt übernimmt, künftig von externen Stellen begutachten und zertifizieren zu lassen“. Zudem sollen zu qualifizierende Arbeitslose mit Bildungsgutscheinen ausgestattet werden, die sie bei Bildungsträgern ihrer Wahl einlösen können.
  • In den Bereich der Skills-Anbieter, der zur Zeit wohl die größten Einbrüche erlebe, vor allem bei jenen nice-to have-Themen, die nach Ansicht der Unternehmen „jetzt wirklich sind sein müssen“.
  • In den Bereich der IT-Trainings, deren Kunden zu einem nicht unerheblichen Teil genau jene IT-Consulter seien, denen seit letztem Jahr die Geschäfte wegbrächen.
Eurostat

Durchaus aufschlussreich ist eine Erhebung der EU und wer sich gerne mit länderübergreifenden statistischen Auswertungen befasst, findet hier ein reiches Betätigungsfeld. Die Gesamtkosten für Weiterbildungskurse wird hier errechnet aus „der Summe der direkten Kosten, Personalausfallkosten und dem Saldo aus Beiträgen an nationale und regionale Weiterbildungsfons und Einnahmen aus nationalen oder anderen Finanzierungsregelungen.“

Vergleicht man Deutschland und Österreich, zeigt sich z.B. folgendes Bild: die Gesamtkosten je Beschäftigter liegen in Deutschland bei 577 KKS (sogenannte Kaufkraftstandards, um untersch. Preisniveaus auszugleichen), in Österreich bei 410. Die direkten Kosten liegen in Deutschland bei 328, die Personalausfallkosten bei 251 KKS. In Österreich sind die direkten Kosten 248 KKS, die Personalausfallkosten 168.

Bei den Gesamtkosten je Kursstunde liegen Deutschland und Norwegen mit 59 KKS an der europäischen Spitze, Österreich mit 40 KKS im Mittelfeld. Interessant ist auch der Anteil der Weiterbildungskosten an den Lohnkosten: Am höchsten ist er in Dänemark mit 3%, Deutschland mit 1,5 % und Österreich mit 1,3% liegen im Mitelfeld.

Letzter Wert: Unterteilt man die direkten Kosten in die drei Bereiche Reisekosten und Tagegelder, Arbeitskosten für internes Weiterbildungspersonal/sonstige Kosten Räume, Ausbildungszentren, Material) und Zahlungen an Externe, kommt man zu interessanten Werten: In Österreich liegen die Reiskosten bei ca. 15%, die internen Kosten bei ca. 20% und di externen Kosten bei etwa 65%. In Deutschland sind die Werte 15%, 30% 55%.

Die genauen Daten finden Sie folgendermaßen: homepage www.europa.eu.int auf den Button „Informationsquellen“, dort auf „Statistiken, dann in der Kopfleiste auf „Bevölkerung und soziale Bedingungen“ und dann Eingabe des Suchbegriffs „Weiterbildung. E Voila´! Sie finden u.a. „Kosten und Finanzierung betrieblicher Weiterbildung in Europa“ sowie „Anbieter und Themen betrieblicher Weiterbildung in Europa“.

08.2002

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