Teampase 1: Start und Orientierung

Zu Beginn jeder Teamentwicklung gilt es neben der Klärung von Zielen, Aufgaben und Arbeitsmethoden vor allem, dem gegenseitigen Kennen lernen Raum zu geben, um den Teammitgliedern auch einen emotionalen Einstieg zu ermöglichen.

In jeder neuen Gruppe herrscht zu Beginn hohe Unsicherheit und ein hohes Maß an Unklarheit. Dennoch sollte ein neu zusammengestelltes Team nach Ansicht des Organisationsberaters Klaus Doppler "nicht der Versuchung erliegen, bei der Beziehungsklärung zwischen den einzelnen Mitgliedern zu beginnen, sondern sich zuerst einmal der Klärung der Ziele, der Aufgaben sowie der Rollen der unterschiedlichen Funktionsträger zuwenden (...) und sich um Spielregeln in Bezug auf Kommunikation und Kooperation bemühen".

 

Phase 1 Inhalte und Aufgaben Soziale Struktur und Interaktionen
Start und Orientierung
  • Ziele verstehen
  • Teilziele definieren
  • Informationen sammeln
  • Struktur entwickeln
  • Methoden entwickeln
  • Fragen stellen, Vorabklärungen suchen
  • Suche nach der eigenen Rolle
  • Suche nach angemessenem Verhalten
  • Abhängigkeit von Teamleitung und mitgebrachten (externen) Normen und Standards
  • Verschlossen im Zeigen von Gefühlen und Meinungen
  • Die Aufgabe als Führungskraft liegt in dieser Phase vor allem darin, für die Klärung bestimmter Fragen zu sorgen, nicht aber darin, alle Fragen selbst zu klären und zu entscheiden. Einerseits sollten Sie sich also als LeiterIn darüber Gedanken machen, welche Fragen zu Beginn angesprochen und geklärt werden müssen, zum anderen sollten Sie für sich abklären, welche dieser Fragen überhaupt in der Gruppe zur Disposition stehen und welche schon von der Organisation entschieden oder Ihnen als LeiterIn vorbehalten sind. Durch klare Ausschilderung vermeiden Sie böses Blut im Sinn von "Zuerst diskutieren wir tagelang und dann merken wir, dass das eh schon längst entschieden ist", wodurch die Entwicklung eines Teams schon im Keim erstickt wird.

    In dieser ersten Phase:

       

    • versucht jedes Mitglied, seine Position im Team zu finden: Warum bin ich hier? Welche Rolle habe ich hier? Welche Rollen haben die anderen?
    • findet ein erstes Abtasten und ein erster Meinungsaustausch über den Arbeitsstil und die Einstellungen der anderen statt: Wer sind die anderen, wie denken sie, wie agieren sie?
    • ist der Umgang geprägt von Zurückhaltung und formeller Höflichkeit.
    • kommt es zu einer eher vorsichtigen Äußerung der eigenen Meinung und eigener Interessen (Wie werden die anderen darauf reagieren? Freundlich, ablehnend, gleichgültig, aggressiv?) Es geht um Akzeptanz und Dazugehören.
    • gibt es eine starke Ausrichtung auf den Gruppenleiter, bei dem Orientierung und Klarheit gesucht wird. "Sagen Sie uns, was Sache ist."
    • fehlt noch die spätere Gruppenstruktur, weshalb die meiste Kommunikation noch über die Teamleitung läuft.

     

    In der Anfangszeit geht es um erste grundlegende Antworten zum

       

    • WAS (Aufgaben, Ziele, Rollen, nötige Kompetenzen und Resourcen, etc.), die sachlich-inhaltlichen Aspekte des Leistungsprozesses und die Rahmenbedingungen, unter denen das stattfindet als auch um
    • WIE, der Art und Weise, wie Aufgaben und Zusammenarbeit in der Gruppe strukturiert werden, wie Führung und Information organisiert wird, wie man miteinander plant und Verbindlichkeit sichert, wie man in der Gruppe mit Konflikten umgeht, etc.

    Als Führungskraft hilft es,

    sich in Selbstreflexion an die eigenen Erlebnisse in Teams zu erinnern und sich zu fragen:

       

    • Wie ging es mir selbst bei früheren Erfahrungen, als ich neu in eine Gruppe kam? Als Mitarbeiter, als neuer Vorgesetzter, als Kollege in einem Führungskreis?
    • Welche eigenen Erfahrungen haben Sie mit Teamführung gemacht, sei es als betroffener Mitarbeiter oder selbst als Führungskraft? Welche Vorgangsweisen erlebten Sie selbst als förderlich und hinderlich bei den Aspekten:
      - Zusammensetzung des Teams
      - Gemeinsame Ziele
      - Klar verteilte Aufgaben
      - Sich ergänzende Kompetenzen
      - Art der Kommunikation
      - Art der Kooperation
      - Extra Zeit für Arbeit am Team
    • Was hat mir geholfen, mich zu orientieren? In Bezug auf meine Rolle, meine Aufgabe, meine Position im Team, die Beziehung zu meinen Mitarbeitern/Kollegen?
    • Wie sehe ich im konkreten Fall meine eigene Rolle in diesem Team? Was bedeutet für mich Teamführung?
    • Habe ich ausreichend Zeit eingeplant, damit diese Klärung auch im Team überhaupt stattfinden kann?
    • Kann ich klare Informationen zum Existenzgrund des Teams liefern, d.h. eine erste Antwort auf die Frage: Warum sind wir hier? Denn der Bezugspunkt eines Teams liegt immer außerhalb. Jedes Team ist eingebunden in eine Organisation und ein Netzwerk von Beziehungen mit Arbeitspartnern sowie internen und externen Kunden. Ziele und Aufgaben leiten sich somit immer ab von übergeordneten Strategien.

    Die für Führungskräfte wohl größte Schwierigkeit liegt darin, dem Druck zu widerstehen, eigene Auffassungen als vorschnelle Orientierungs – oder gar Entscheidungsgrundlagen vorzugeben, Aufgaben zu forciert festzulegen oder Verantwortungen zu schnell, zu eng und zu scharf abzugrenzen, da damit ein Muster für den späteren Umgang etabliert und das Ziel, die Entwicklungsprozesse frei und offen zur Wirkung kommen zu lassen, konterkariert wird. Auch hier gilt: Das beispielhafte Verhalten des Vorgesetzten wirkt viel mehr als alle Worte, die er zu diesem Thema von sich geben könnte.

    Die wichtigsten Fähigkeiten, die ein formaler Vorgesetzter für eine Gruppenentwicklung mitbringen sollte, meinen auch Dave Francis und Don Young im Buch  "Mehr Erfolg im Team" sind, "qualifizierte Mitarbeiter aneinander zu binden, klare Ziele zu setzen, ein Klima zu schaffen, in dem sowohl das Miteinander als auch das Gegeneinander möglich ist, für wirksame Arbeitsmethoden zu sorgen und Mitarbeiter daran zu gewöhnen, sich mit allen Problemen intensiv auseinander zu setzen." Diese Aufgaben unterscheiden sich ihrer Ansicht nach sehr von den konventionellen Anforderungen, die da lauten: Entscheidungen treffen, Kontrolle ausüben und Disziplin aufrechterhalten. Der Punkt ist, dass Entscheiden, Kontrollieren und Formalisieren mehr als gemeinsame Aufgabe der Gruppe und nicht als Privileg eines Einzelnen angesehen werden.

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