Und morgen bringe ich ihn um!

Katharina Münk

Eichborn Verlag; 2006

175 Seiten

Euro 15,40

 

 

 

Wie arbeitet Deutschlands Top-Management-Riege wirklich? Was machen Top-Manager eigentlich den ganzen Tag? Und wie gehen sie mit ihrer wichtigsten Mitarbeiterin um, der Person, die ihnen am nächsten kommt – der Vorstandsekretärin? Schließlich gibt es kaum einen anderen Beruf, der in gleichem Maß auf eine einzelne, bestimmte Person ausgerichtet ist. Unter dem Pseudonym Katharina Münk brachte eine Chef-Sekretärin mit 18 Jahren Berufserfahrungen in 9 Jobs und Chefs unterschiedlichster Arbeitsstile und Altersstufen nun ihre Erlebnisse zu Papier. Und die haben es in sich. Heraus kam ein Buch, das Vorständen schonungslos den Spiegel vorhält und einen lebendigen Eindruck vermittelt von dem alltäglichen Wahnsinn und dem Leiden vor und hinter den gepolsterten Türen, das durch das Verhalten vieler Chefs ausgelöst, aber nur in seltensten Fällen auch wahrgenommen wird.

Die Palette bemerkenswerter Verhaltensweisen auf Ebene der Alpha-Tiere ist wahrlich groß: Man denke nur an den Vorstand, der eine geschlagenen Stunde damit verbringt, sich um so essentielle Dinge wie die Punktgröße seiner Visitenkarten zu kümmern und dafür ein scheinbar weniger wichtiges Meeting unterbricht. Genauso trifft man immer wieder auf den delegationsunfähigen Chef, der zwar hinter seinem überfüllten Schreibtisch nur mehr zu erahnen ist, aber standhaft die Auffassung vertritt, eigentlich nur ein Mädel zum Kopieren und Bänder schreiben zu benötigen. Ob Chef mit Klingelknopf, auf dessen Läuten hin die Sekretärin ihre derzeitigen Tätigkeiten sofort zu unterbrechen und ins Zimmer zu stürmen hat, oder der in der Nahrungskette ganz oben stehende Meister, der nur in Stichworten zu kommunizieren pflegt ("Post?" "Überschaubar. In Ihrer Mappe auf dem Schreibtisch." "Seeler?" "Liegt oben auf." "Antwort wie besprochen." "Deadline?" "Heute. Sonst noch?" Rückrufliste liegt auf Ihrem Tisch." "Alles heute?") – was solche Manager vor sich selbst gern als "effizient" rechtfertigen, verstehen andere nur als Gedankenlosigkeit, als mangelnden Respekt und vor allem als schlechtes Benehmen. Der Drang zur Selbstüberhöhung samt heiß geliebten Statussymbolen, das Außerkraftsetzen von Regeln, die für alle zu gelten haben, außer eben für den Chef selbst, knallhart getaktete Zeitpläne, bei denen schon der erste Termin des Tages überzogen und der restliche Tag mit Umorganisation verbracht wird, bis hin zur Organisation des gesamten Familien- und Freizeitlebens, für die das Vorzimmer in den meisten Chefetagen ganz selbstverständlich zuständig zu sein scheint – noch selten war das Feedback an die Spitzenkräfte so ehrlich und ungeschminkt. Und falls es Ihnen überspitzt und übertrieben vorkommt – Sie können beruhigt sein, all das in diesem Buch Beschriebene ist wirklich selten anzutreffen - zumindest in einer einzigen Person vereint.

Fazit: Ungleich besser als jedes "Aufwärtsfeedback". Speziell geeignet für all jene Vorstände, die sich noch ein wenig Neugier bewahrt haben und gerne einmal wissen würden, was ihre Vorzimmerdame wirklich denkt, die sich aber aus (guten?) Gründen bisher nie getraut haben, sie zu fragen.

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